Dadaisten singen das Lied vom Lampenputzer

Siegburger Studiobühne inszeniert ein "Kaleidoskop szenisch-musikalischer Balladen" - Anleihen beim Volkslied - Neun Schauspieler agieren als kompaktes Ensemble

Dadaisten singen das Lied vom Lampenputzer
Foto: Helfer

Siegburg. "Dies ist das bedeutende Nichts, an dem nichts etwas bedeutet. Wir wollen die Welt mit Nichts ändern, wir wollen die Malerei mit Nichts ändern, wir wollen den Krieg mit Nichts zu Ende bringen." Das Zitat stammt vom Dadaisten Richard Huelsenbeck. Nichts weniger als den Dadaismus auf die Bühne bringen will das Siegburger Theater Studiobühne: In ihrer neuen Inszenierung "Kommen Sie doch auch mal vorbei" beschäftigen sich die Schüler der Schauspielschule Wolf Bongort-von Roy mit der eigensinnigen Kunstrichtung, die sich so sinnvoll und sinnlich zwischen 1916 und 1922 dem Unsinn verschrieb.

Das Emblem der Dadaisten, ein um 45 Grad gedrehtes Kreuz, ziert zur Zeit das Theater an der Humperdinckstraße 27. Die mit roter Kunststofffolie beklebten Balken des Kreuzes dienen als Laufsteg und die Schauspieler tragen zu ihren einfachen schwarzen Kostümen rote Accessoires: Rote Gürtel, Halsbänder, Krawatten und Mützen. Es gibt keine Einzeldarsteller, die neun Darsteller agieren als ungeheuer kompaktes Ensemble.

Einen gewissen, immer wiederkehrenden Unsinn gibt es schon in der Collage, einem "Kaleidoskop szenisch-musikalischer Balladen", wie es René Böttcher nennt, der Bongort-von Roy bei der Regie assistierte: Die deutsche Geschichte als Anhäufung von "Massenbesäufnissen und blutigen Schlachten". Das Kaleidoskop sieht die Deutschen als "Volk der Turner und Denker", das jeder Massenbewegung hinterherläuft.

Ganz gleich ob einem mittelalterlichen Fürsten, den Revolutionären von 1848, den Kommunisten, den Nationalsozialisten. Einen Dank an Hitler singen die Massenmenschen ohne Persönlichkeit ebenso wie das Lied vom Revoluzzer und Lampenputzer, der auch nach der Revolution noch seine Lampen putzen will. Texte von Detlev von Liliencron, Hans Janowitz, Erich Weinert und Stefan George haben ihren Weg in die Collage gefunden. In der Musik stammt vieles von Jaques Offenbach, einiges ist aus deutschen Volksliedern entliehen.

Zwischen einer verballhornten Nationalhymne und ein paar Trinkliedern singt das Ensemble irgendwann: "Wir machen böses Spiel zu guter Miene". Ohne das gute Spiel der Mimen allerdings würde die wilde, eben dadaeske Collage auseinanderbrechen.

Die Aufführungstermine sind Samstag, 19. Januar, und Freitag, 25. Januar, Beginn jeweils um 20 Uhr. Informationen zu weiteren Termine und dem Spielplan gibt es unter (0 22 41) 59 15 10 oder im Internet unter www.studiobuehne.de. Kartentelefon: (0 22 41) ,59 15 10.

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