Bahnhof Rolandseck Das Arp Museum zeigt die "Bauspiele" von Joachim Manz

Remagen · Eine spannende und den Blick schärfende Ausstellungen mit Überraschungen erwartet die Besucher der Ausstellung von Joachim Manz im Bahnhof Rolandseck.

 "Stadtutopie" heißt das Werk von Joachim Manz, das hier in einem Ausschnitt zu sehen ist. Im Bahnhof Rolandseck weckt der Bremer Künstler vielseitige Assoziationen.

"Stadtutopie" heißt das Werk von Joachim Manz, das hier in einem Ausschnitt zu sehen ist. Im Bahnhof Rolandseck weckt der Bremer Künstler vielseitige Assoziationen.

Foto: Joachim Fliegner/ Museum

Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Ausstellung in den vier kleinen Räumen des Bahnhofs Rolandseck dem großräumigen Neubau des Arp Museums und dessen Inhalt den Rang ablaufen kann. Im Themenjahr der Architektur haben Direktor Oliver Kornhoff und Kuratorin Jutta Mattern den Künstler Joachim Manz eingeladen, der sich und seine Kunst in den "fantastischen Räumen" des alten Bahnhofes sogleich bestens platziert fühlte. Herausgekommen ist eine spannende und den Blick schärfende Ausstellung mit Überraschungen.

Die skulpturalen Fantasiebauten des 54-jährigen Manz, der in Bremen lebt und arbeitet, wirken auf den ersten Blick wie Architekturmodelle, sind jedoch völlig zweckfrei und spielen mit Realität und Illusion. Manz bezeichnet sich selbst als Architekturenthusiasten, der nachts durch die menschenleeren Städte läuft und Bilder des bebauten Raumes in sich aufnimmt. Aus diesen Eindrücken und unter Verwendung von Feinbeton, Glas, Ziegel und Fliesen entstehen seine Bauten und Miniaturarchitekturen.

Handwerkliche Präzision, Stilzitate und die generelle Unbenutzbarkeit der "Immobilien" sind dabei typische Merkmale. Elemente wie Wasser, auf dessen spiegelglatte Oberfläche man unerwartet blickt, oder eine Reihe von leuchtenden kleinen Straßenlaternen beflügeln die Vorstellung einer Spielzeugwelt, die sich mit der durchaus bedrohlichen und beklemmenden Wirkung der Räume abwechselt.

Der vom Künstler beabsichtigte Effekt ist das Auslösen von Assoziationsketten mit dem Ergebnis, dass die reale architektonische Umgebung mit geschärften Sinnen wahrgenommen wird. Wer sich vom Sog der fiktiven Welt in die Räume hineinziehen lässt, verlässt sie mit erfrischtem Blick. Das gilt insbesondere auch für die Räume des Bahnhofs Rolandseck, für die Manz vielerlei Sichtachsen und Bezüge zwischen Altem und Neuem, zwischen realer und Kunstarchitektur aufgebaut hat.

Während die meisten Miniaturarchitekturen auf Metallgestellen stehen, an der Wand befestigt sind oder gar an dünnen Drahtseilen frei von der Decke hängen, erlebt man bei den sechs "Wandstücken" eine echte Überraschung. Was zunächst aussieht wie eine zweidimensionale Wandzeichnung, entpuppt sich als kinetisches Objekt aus Feinbeton, das vom Besucher um die eigene Achse aus der Wand herausgedreht werden kann. In den Hohlräumen gilt es detailreich ausgestattete Innenräume zu entdecken.

Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Hans-Arp-Allee 1, Remagen, bis 12. August. Di-So und Feiertage 11-18 Uhr

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort