Das Beethoven Orchester in China

HONGKONG · Vom Gastspiel des Beethoven Orchesters Bonn in China erreichte uns dieser Bericht von Marketing-Chef Felix von Hagen.

27. Dezember 2011. Die Musiker des Beethoven Orchesters Bonn treffen sich am Bahnhof in Siegburg, von wo aus es zum Flughafen in Frankfurt geht. Das Reiseziel heißt China. Im Rahmen der ersten Konzert-Tournee ins Reich der Mitte stehen in der Zeit vom 29. Dezember bis zum 5. Januar 2012 insgesamt sechs Konzerte in sechs verschiedenen Orten auf dem Programm. Generalmusikdirektor Stefan Blunier und Orchestermanager Michael Horn sind bereits einen Tag zuvor aufgebrochen, um mit dem NCPA Chor und den Solisten in Peking vorab die Ode an die Freude der 9. Sinfonie von Beethoven zu proben. "Unfassbar gut" sei der Chor, so der Maestro.

Die Musiker bereiten sich indessen in Frankfurt auf die 24-stündige Reise vor, da ein Direktflug zum ersten Konzertort Hongkong aus Kostengründen nicht drin war. "Das ist der Preis dafür, dass diese Tournee überhaupt stattfinden kann", so Michael Horn. So müssen die 85 Musiker über Peking nach Shenzhen umsteigen, um schließlich mit dem Bus nach Hongkong zu gelangen. Dabei gilt es zahlreiche Kontrollen zu passieren und Einreiseanträge auszufüllen, wobei sich schnell Routine einstellt. Alles in allem verläuft die Reise ohne größere Pannen, sieht man davon ab, dass ein Koffer einer Musikerin erst mit der nächsten Maschine ankommt. Aber auch hier sind aufmerksame Helfer vor Ort, die sich schnell um das Problem kümmern.

Der Halbmond liegt auf dem Rücken

Am 28. Dezember um 22 Uhr Ortszeit dann endlich die Ankunft. Der Halbmond liegt hier anders als in Mitteleuropa auf dem Rücken. Das komfortable Hotel nahe der Hongkonger Innenstadt lässt schließlich die Strapazen der langen Reise schnell vergessen. So kann man sich bei kulinarischen Köstlichkeiten auf das Konzert am nächsten Tag einstimmen. Gleichzeitig gastiert auch noch das London Philharmonic Orchestra im Land, wo sich das Who is Who der Klassik die Klinke in die Hand zu geben scheint. GMD Blunier trifft Dirigentenkollegen Lorin Maazel persönlich, der bis zu zehn Mal im Jahr in China gastiert. Wir befinden uns also in bester Gesellschaft.

29. Dezember Nach einer kurzen Nacht fahren wir bei sonnigen 22 Grad Außentemperatur und gefühlten 10 Grad Innentemperatur zu einer Besichtigung der Konzerthalle. Unsere Bitte, die Klimaanlage zu regulieren, stößt auf Unverständnis. Einer der beiden Orchesterwarte, der die Reise begleitet, fängt sich prompt eine dicke Erkältung ein. "Die letzte ist fünf Jahre her. Und ausgerechnet hier in China erwischt es mich", so der wackere Kollege. Es folgt das Wiedersehen mit den wertvollen Instrumenten, die vom offiziellen Tourneesponsor Deutsche Post DHL verfrachtet werden und von den Musikern mehrere Tage aus den Händen gegeben werden mussten.

Das Konzert selbst wird live im Fernsehen übertragen. Das Orchester erfährt große Dankbarkeit vom Publikum, das Beethoven so sehr verehrt. Janice Choi, Präsidentin des hiesigen Konzertveranstalters, ist ganz aus dem Häuschen und meint, so eine Reaktion des Publikums habe sie noch nie erlebt. Es habe ja sogar "Bravo"-Rufe gegeben. Nach der obligatorischen Zugabe (Tick-Tack-Polka) wird es Zeit für das Orchester. Ein unvergesslicher Tournee-Auftakt geht zu Ende.

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