Bonn Das Borodin-Quartett in der Universitäts-Aula

BONN · Ein wenig überdimensioniert erschien die Aula der Bonner Universität für die Eröffnung des Zyklus, den das Borodin Quartett beim diesjährigen Beethovenfest gestaltet.

Dies zumal die anderen Veranstaltungsorte deutlich kleiner sind und eine heimelige Kammermusik-Atmosphäre im weitläufigen Saal mit seiner geräumigen Akustik kaum aufkommen wollte. Die langsame Einleitung des C-Dur Quartetts aus op. 59 von Ludwig van Beethoven war aber auch aus anderem Grund noch etwas verhalten.

Fast schien es nämlich so, als hätten die weichen und ausgesprochen bequemen Sitzgelegenheiten auf der Bühne die vier Herren zu ebensolchem Spiel verleitet. Doch was zunächst arg bedächtig klang, entwickelte sich im weiteren Verlauf zu einem wahren Krimi, den das Borodin Quartett mit angemessener Spannung gestaltete. Das elegant dahinplätschernde Menuett und die energische Schlussfuge rundeten den mustergültigen Gesamteindruck ab.

Auffällig stets: der schöne, homogene Klang, der nie aus der Rolle fiel und den die vier Musiker - die Contenance stets wahrend - nie über Gebühr ins Extreme wandelten. Auch nicht bei Beethovens großer Fuge op. 133, einem wahren Monstrum an Werk. Schon vorbei? Das fragte man sich am Ende nur, so gepflegt und zivilisiert hatte das Borodin Quartett diesen dicken Brocken absolviert, thematische Fäden gesponnen, dynamische Schattierungen präzise gestaltet.

Mit der Fuge am Ende schloss sich auch der Bogen wieder, der mit der ebenfalls nicht gerade kleinen Fuge aus dem C-Dur Quartett und dem dritten Quartett von Alfred Schnittke entstanden war. Hier zitiert der Komponist nämlich das Thema von Ludwig van Beethovens großer Fuge - und natürlich in bester Schnittke-Manier noch zahlreiche andere Themen.

Das Borodin Quartett spielte die schillernde Collage in der Universitäts-Aula mit hinreißender Intensität.

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