Junges Theater Bonn Das Dschungelbuch - Tierischer Spaß mit Mowgli, Balou und Baghira

BONN · Die unverschämt freche Affenhorde macht Tag und Nacht Party und fragt dabei auch schon mal, wer denn die Kokosnuss geklaut hat. JTB-Intendant Moritz Seibert hat Rudyard Kiplings Ende des 19. Jahrhunderts erschienene "Dschungelbuch"-Erzählungen sehr witzig mit viel Musik und Bewegung neu fürs Theater bearbeitet und auch das eindrucksvolle Urwald-Bühnenbild für seine Inszenierung entworfen.

Auf einem riesigen umgekippten Baumstamm klettern alle munter herum. Vor allem Mowgli scheint kaum genug zu kriegen von der übermütigen Turnerei. Der junge Schauspieler Ferdi Özten - bei dieser Produktion ist nur das JTB-Profi-Ensemble im Einsatz - verkörpert hinreißend das unbekümmerte Menschenkind, das von einem Wolfsrudel aufgezogen wurde.

Als junger Erwachsener erzählt er anfangs seine Geschichte den neuen Freunden im Menschendorf und zieht damit auch die Zuschauer hinein in das Drama seines Dschungellebens. Es bleibt immer erkennbar, dass all die Tiere von Menschen gespielt werden, obwohl man es fast vergisst angesichts der fantasievollen Kostüme von Ausstattungsleiterin Brigitte Winter.

Ganz vorsichtig nimmt Wolfsmutter Rakscha (Katharina Fielschen) das hilflose Menschenkind als Puppe in ihre Pfoten und sichert ihm das Überleben in ihrer Familie. Ein Volltreffer als Erzieher ist der wunderbar tollpatschige Bär Balou. Christian Steinborn ist ein Bilderbuch-Bär mit geringem Verstand, aber auch ein tapferer Wegbegleiter bei allen Gefahren. Ein brillanter Kopf ist dagegen der schwarze Panther Baghira, dem Jan Herrmann den strengen Ernst eines Samurai-Kämpfers verleiht.

Als Pop-Star des Urwalds gebärdet sich Bernard Niemeyer in den Rollen des wilden Shir-Khan und des durchgeknallten Oberaffen. Sogar der hat im Partytaumel jedoch keine Chance gegen den hungrigen Hypnose-Blick der schillernden Würgeschlange Kaa. Bitte nicht verwechseln mit einer Giftschlange - zumal das mit den Zähnen nach vielen Häutungen nicht mehr so ganz klappt.

Wie Andrea Brunetti sich als kokette Kaa von Ast zu Ast schlängelt, ist ein Spaß, der selbst von dem putzigen Elefantenmarsch (Carlo Himmel als General und Amrei Wehnert als Dickhäuter-Baby) nicht mehr zu übertreffen ist. Dass ein Menschenmädchen möglicherweise eher durch eine Blume als durch einen Knochen mit viel rohem Fleisch zu gewinnen ist, bringt Baghira dem zum hübschen Jüngling herangewachsenen Mowgli noch rechtzeitig bei.

Schuhe wird der Junge freilich nur ungern tragen, lieber barfuß rumlaufen und seine sympathischen animalischen Dschungelfreunde nie vergessen. Süß gesungen und getanzt wird unter der Leitung von Valerie Joy Simonds so bärenstark, dass Wolfsmilch und Palmensaft direkt ins Theaterparadies führen.

Info: Nächste Familienvorstellungen am 10., 13., 16. und 24. November um 15 Uhr. Karten gibt es unter Bonnticket und in den GA-Zweigstellen.

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