Bariton Stefan Geyer im Schumannhaus Das Heroische ist sein Element

BONN · Einen ganzen Abend lang widmeten sich der Bariton Stefan Geyer und seine Begleiterin Heike-Dorothee Allardt Joseph von Eichendorff. Beim zweiten Hauskonzert im Schumannhaus sang Geyer Texte des Erzromantikers Eichendorffs in romantischen Vertonungen von Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann, Hans Pfitzner und Hugo Wolf. Eine schöne Idee.

Geyer ließ keinen Zweifel an der romantischen Emphase, die den Abend durchzog, wobei in seinem Fall weniger zuweilen durchaus mehr gewesen wäre. Denn gerade im Hinblick auf seine stimmliche wie mimische Präsenz erwies sich der Bariton als ein wenig übermotiviert.

In einem so intimen Raum wie dem Schumannhaus muss man nicht den gleichen artikulatorischen Aufwand betreiben wie in einem großen Konzertsaal, doch hatten bei Geyer gerade Konsonanten am Wortende einen fast explosiven Charakter. Im zweiten Teil des Abends wirkte die Deklamation etwas weniger überspannt.

Geyer setzte eher auf seine vordergründig solide Stimmtechnik als auf einen intensiven Ausdruck mit subtilen Zwischentönen. So macht man als Sänger zweifelsohne nichts falsch, allerdings wirkt es auf Dauer auch ein wenig eindimensional. Das Heroische war Geyers Element, große Gefühle, hehres Pathos und - im zweiten Teil - das sprunghaft-exaltiert Komische erwiesen sich eher als sein Leib- und Magen-Ausdruck. Hier konnte er sein kräftiges tenorales Timbre gewinnbringend einsetzen, auch wenn dieses in der Höhe und im Pianissimo merklich ausdünnte, ja gelegentlich etwas kratzig wirkte.

Auf Heike-Dorothee Allardt als Begleiterin war durchweg Verlass. Sie vermochte mit ihrem feinfühligen Spiel durchaus individuellere Akzente zu setzen als Geyer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort