Ausstellung „Zwischenspiel“ in vielen Räumen Das Kunstmuseum Bonn als transparentes Museum

Bonn · Das Kunstmuseum Bonn öffnet unter dem Motto „Zwischenspiel“ drei Räume für spannende externe Projekte. Da nicht alle Slots genutzt werden, mutiert ein Raum zum Show-Büro im Sinne eines transparenten Museums. Ein spannendes Projekt.

 Till Eitels Straßenbilder aus Paris hingen nur kurze Zeit am Rhein. Vandalen zerstörten einen Teil der Ausstellung, die nun im Rahmen des „Zwischenspiels“ im Kunstmuseum Bonn dokumentiert wird.

Till Eitels Straßenbilder aus Paris hingen nur kurze Zeit am Rhein. Vandalen zerstörten einen Teil der Ausstellung, die nun im Rahmen des „Zwischenspiels“ im Kunstmuseum Bonn dokumentiert wird.

Foto: Till Eitel

Weites Weiß, gleißendes Polarlicht, er selbst nur eine Silhouette in der Ferne“, so ist die Stimmung beschrieben. Und der Plot des Films geht so: „Ray Mondt war Polarforscher, ein Suchender, der keine Widerstände scheute auf dem Weg zur Erkenntnis. Sein Arbeitsplatz, eine futuristische Forschungsstation in der Arktis. Doch dieses Leben wird ihm genommen, als er eine Sonnenallergie entwickelt. Fortan wohnt er in einem Keller in London und traut sich erst des Nachts nach draußen. Als er Zeuge eines Mordes wird, erschreckt er über seine eigene Kälte und beschließt, sein Leben zu ändern. Um sich von seiner Krankheit zu befreien, experimentiert er mit gezielten Bestrahlungen. Doch die Veränderung fällt anders aus, als erwartet.“ Ein toller Film: „The Steps with no Name“ (2020) von Alan Smithee. Produziert von dem Bonner Matthias Wollgast, der auch das Drehbuch geschrieben hat.

Suggestive Schwarz-Weiß-Bilder auf der Homepage machen neugierig. Wann lief der Film? Haben wir ihn verpasst? Gibt es ihn überhaupt? Brennende Fragen, die am 21. August bei einem Podiumsgespräch im Kunstmuseum Bonn behandelt werden. Parallel stellt Wollgast sein Buch über den Film vor. Die Diskutanten sind Wollgast, Kunstmuseums-Intendant Stephan Berg, die Literaturwissenschaftlerin Nicola Gess aus Basel, Autorin von „Halbwahrheiten. Zur Manipulation von Wirklichkeit“, und Wolfgang Ullrich, Münchner Kunsthistoriker, Kurator von Ausstellungen wie „Déjà-vu? Die Kunst der Wiederholung von Dürer bis Youtube“ in Karlsruhe.

Drei Bewerberbespielen die Räume vom 21. August bis 4. September

In Zeiten politischer Manipulation von Bildern ist Wollgasts Werk sicherlich das geeignete Gedankenspiel und zugleich der passende Einstieg in das von Barbara Scheuermann kuratierte „Zwischenspiel“ des Kunstmuseums, das nach den guten Erfahrungen im vergangenen Jahr erneut für einige Wochen Räume zur kulturellen Zwischennutzung ausgeschrieben hat.

Drei Bewerber überzeugten die Jury und werden die Räume gestaffelt vom 21. August bis 4. September bespielen. Bedingung war ein enger Bonn-Bezug und möglichst keine Schnittmenge mit dem Programm des Kunstmuseums. Lohn: eine Vergütung von 2000 Euro und ein Auftritt im Kunstmuseum. Neben Wollgast präsentieren sich der Bonner Künstler Till Eitel und das Kollektiv „nein zine“.

 Matthias Wollgast spricht über einen rätselhaften Film.

Matthias Wollgast spricht über einen rätselhaften Film.

Foto: David Ertl

Nächstes „Zwischenspiel“ ist in Planung

Am 1. Juni 2021 berichtete der General-Anzeiger: „Kaum aufgehängt und schon wieder zerstört: Die Aktion ‚Kunstspaziergang am Rheinufer‘ des Bonner Künstlers Till Eitel ist in der Nacht zu Montag zum Opfer der Zerstörungswut unbekannter Täter geworden. Von den 40 Straßenfotografien, die er und seine Helfer erst am Samstag in stundenlanger Arbeit auf 1,2 Kilometern entlang der Promenade zwischen Tempelstraße und Wasserwerk aufgehängt hatten, wurden 19 Motive von den Laternen heruntergerissen und zerstört, andere blieben verschwunden.“ Eitel hatte Fotos aus Paris an den Rhein gehängt, insbesondere die Porträts von Schwarzen wurden zerstört oder abgehängt. Der Staatsschutz ermittelte, Eitel musste sich noch einmal mit seinen Bildern und deren Protagonisten befassen. „Das nahm mir die Unschuld meiner Bilder, denn ich musste sie durch die fremdenfeindliche Brille der Täter betrachten und sortieren“, sagt er. Und er begann zu überlegen, wer wohl die einzelnen Personen sein könnten, was sie fühlen und denken. Daraus ist ein noch nicht veröffentlichtes Buchprojekt entstanden, aus dem Eitel an zwei Tagen lesen wird. Die Bilder der Aktion und eine Dokumentation werden eine Woche lang gezeigt.

 Überraschungskiste: Das Projekt des Kollektivs „nein zine“.

Überraschungskiste: Das Projekt des Kollektivs „nein zine“.

Foto: Kunstmuseum

Als eine Überraschungskiste bezeichnet Kristina Thrien, Pressesprecherin des Kunstmuseums, das Projekt von „nein zine“. Besucher sind eingeladen, in einer Dunkelkammer Beiträge zu einem Magazin beizusteuern, das erst bei der Finissage des „Zwischenspiels“ am 4. September der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Da für das „Zwischenspiel“ letztlich nicht alle Slots genutzt werden, mutiert ein Raum zum Show-Büro im Sinne eines transparenten Museums. Reihum beziehen dort Mitarbeiter des Kunstmuseums ihren Arbeitsplatz, agieren unter den Augen der Besucher, die, so die Idee, auch den Museumskonferenzen am großen Tisch beiwohnen können. Ein spannendes Projekt.

Das „Zwischenspiel 2023“ ist übrigens schon in der Planung.

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