Das lange Warten auf Prince

Es war ein langer Abend und doch ein kurzes Konzert: Der von vielen Fans sehnsüchtig erwartete Auftritt von Prince geriet zum Eklat, weil der Meister über den schlechten Sound in der fast ausverkauften Kölner Lanxess Arena verärgert war. Dass er erst mit 45-minütiger Verspätung die Bühne betrat, war eigentlich nichts Ungewöhnliches.

 Ein unberechenbarer Star: Prince bei einem Konzert in Antwerpen. In der Kölner Lanxess Arena ließ sich der Amerikaner nicht fotografieren.

Ein unberechenbarer Star: Prince bei einem Konzert in Antwerpen. In der Kölner Lanxess Arena ließ sich der Amerikaner nicht fotografieren.

Foto: pa/dpa

Köln. Es war ein langer Abend und doch ein kurzes Konzert: Der von vielen Fans sehnsüchtig erwartete Auftritt von Prince geriet zum Eklat, weil der Meister über den schlechten Sound in der fast ausverkauften Kölner Lanxess Arena verärgert war. Dass er erst mit 45-minütiger Verspätung die Bühne betrat, war eigentlich nichts Ungewöhnliches.

Er schleuderte mit "Laydown", einem Song seiner im vergangenen Jahr als Beilage des Musikmagazins "Rolling Stone" erschienenen CD "20 TEN", harte Gitarrenriffs ins begeistert jubelnde Publikum. Für ihn selbst aber müssen es schreckliche drei Minuten gewesen sein. Nach dem Schlussakkord verließ er jedenfalls die Bühne sofort wieder und hinterließ endlose Minuten ratlos wartende Fans.

Erste Zugabe-Rufe waren zu hören, manche gingen. Bei Kartenpreisen von bis zu fast 150 Euro ein echtes Ärgernis. Erst am Ende der nicht eingeplanten, fast dreiviertelstündigen Konzertpause wurde das Publikum per Lautsprecher-Durchsage darüber aufgeklärt, dass man mit dem Musiker über die Fortsetzung des Konzertes verhandle.

Der 53-Jährige ist eben noch immer der exzentrische Star, als den man ihn in den 80er Jahre kennenlernte. Unberechenbar und voller Überraschungen. Als er Anfang der 90er für fast zehn Jahre aus Protest gegen seine Plattenfirma seinen Namen ablegte und sich "Slave" ins Gesicht tätowieren ließ, blickte eine verblüffte Welt auf den "Artist formaly known as Prince".

Dass man auch bei Konzerten vor Überraschungen nicht sicher ist, zeigte schmerzlich der Kölner Auftritt. Andere Fans haben da mehr Glück. Wenn ein Abend in der aktuellen Tour für Prince ideal läuft, hört er gar nicht auf zu spielen. 33 Stücke soll er seinem Publikum etwa im Februar im New Yorker Madison Square Garden vorgetragen haben, in Europa hörte er bislang selten vor der 20. Nummer auf. In Köln, neben Berlin der einzige Tourstopp in Deutschland, waren's am Ende nur 15: einsamer Minusrekord.

Aber in der Zeit, in der Prince auf der Bühne stand, war die Stimmung grandios. Auch wenn er zunächst "We Live (2 Get Funky)", das erste Stück nach der Pause, für einen ausgedehnten Soundcheck nutzte. Seine fabelhafte, mit einem großen Frauenanteil besetzte Formation The New Power Generation stellte den Tonmeistern zur Feinjustierung des Klanges mitreißende Improvisationen zur Verfügung.

Das Ergebnis blieb allerdings immer noch unbefriedigend. Prince entschuldigte sich für den verspäteten Konzertbeginn und unterstrich das mit einem Gitarrensolo, das eindrucksvoll deutlich machte, warum seine Künste auf diesem Instrument immer wieder mit Jimi Hendrix verglichen werden. Auch wenn seine Musik sonst nicht sehr viel mit Hendrix gemein hat.

Die sehr funky gespielten, rhythmischen Gitarrenakkorde aus "Alphabet Street" klingen cool und mitreißend zugleich. Die Musik von Prince ist, ähnlich der von Madonna oder Michael Jackson, aus dem Soundtrack der 80er Jahre nicht wegzudenken. In Köln lüftet er sie jedoch ziemlich durch, macht sich nicht zum Sklaven der Vergangenheit. Das gilt für das grandiose "1999", das zu einem ersten emotionalen Höhepunkt des Konzertes wurde, ebenso wie für "Let's Go Crazy", bei dem echte Party-Stimmung in der Lanxess Arena aufkam.

An "Purple Rain" tastete sich Prince mit einem sehr langen instrumentalen Solo heran. Als er dann die erste Zeile sang, jubelten ihm die Fans natürlich begeistert zu. Man könnte den traumhaft schönen Song durchaus als Achziger-Jahre-Kitsch abtun, doch die frische, emotionale Live-Version zeigte nachdrücklich dessen Unsterblichkeits-Potenzial. Am Ende des Stücks wurden die Konfetti-Kanonen angeworfen, der als Prince Rogers Nelson in Minneapolis zur Welt gekommene Künstler bedankte sich artig beim Publikum und verließ nach knapp einer Stunde Konzertdauer den Saal.

Die Zugabe ließ allerdings nicht lange auf sich warten: "We once again want to apologize for the delay", entschuldigte sich der Popstar erneut, und fuhr fort: "A big hug and a: Kiss". Charmanter kann man den Klassiker "Kiss" gar nicht ankündigen. In dieser ausgedehnten Version begeisterte Prince sogar mit einer ziemlich virtuosen Tanzeinlage.

Mit "Funky Music" als zweiter Zugabe holten Prince und seine Musiker geschätzte 100 Fans auf die Bühne, die mit ihnen tanzten und sangen. Besonders niedlich: ein vielleicht zwölfjähriges Mädchen, das tapfer und sicher die Zeile "We like the funky music" ins Mikrofon sang. Danach harrte das Publikum noch lange aus, vergebens hoffend auf eine weitere Zugabe. Pfiffe und Buhrufe waren die Folge.

Veranstalter reagiert mit BedauernNach dem Prince-Konzert hagelte es bei der Lanxess Arena und beim Veranstalter Dirk Becker Entertainment Proteste. Hier die Stellungnahme des Veranstalters, der "die Kritik am Ablauf" des Konzerts "inhaltlich und moralisch vollständig nachvollziehen" kann:

"Auf den Sound haben der Veranstalter oder auch die Halle nicht den geringsten Einfluss. Die Bereiche Lautstärke, Songauswahl und Produktion fallen unter die alleinige Verantwortung der Künstler und deren Crew. (...)Auf die Dauer des Konzerts können Dirk Becker Entertainment als Veranstalter oder die Lanxess Aarena als Veranstaltungsort ebenfalls keinen Einfluss nehmen. So gab es auch beim gestrigen Konzert mit Prince keinerlei Auflagen oder Bestimmungen, das Konzert zu einem bestimmten Zeitpunkt zu beenden. Diese Entscheidung liegt allein beim Künstler. Wir bedauern die den Fans entstandenen Unannehmlichkeiten und würden gerne ein Statement des Künstlers oder seines Managements zu den gestrigen Vorfällen hinzufügen, leider aber haben wir dies (...) bis jetzt noch nicht erhalten."

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