Endenicher Harmonie Das Lebensgefühl von Louisiana
BONN · "Ich hörte dieses Stück im Radio und stellte mir gleich eine coole Actionszene vor", erzählte der amerikanische Regisseur Quentin Tarantino einmal über Brother Deges Song "Too Old To Die Young". Und so brachte es dieser raue Song des bärtigen Singer/Songwriters, der gut in einen der Tarantino-Filme passen würde, zum "Django Unchained"-Soundtrack.
Der im Sumpfland von Louisiana geborene und aufgewachsene Musiker und Schriftsteller Dege Legg ist mit seiner Dobro-Gitarre am Dienstag, 5. November, ab 19.30 Uhr, beim American Cajun-, Blues- und Zydeco-Festival in der Harmonie, Frongasse 28-30, live zu erleben.
Der Mann mit den irischen, indianischen und Cajun-Wurzeln könnte als direkter Nachfahre von Blueslegenden wie Son House und Blind Willie Johnson gelten. Er spielt einen Post-Americana-Stil, der durchtränkt ist mit der Essenz des Delta Blues über Roots-Musik, Rock & Roll und noch ein paar undefinierte Dinge, die sich in diesem Schmelztiegel der Kulturen abgesetzt hat.
"Folk Songs Of The American Longhair" hat er sein bekanntes Album genannt - eine Anspielung auf die Pionierzeit, als sich Trapper und Einsiedler im amerikanischen Westen nach dem Vorbild der einheimischen Urbevölkerung die Haare wachsen ließen, als Zeichen ihrer Rebellion gegen die westliche Zivilisation.
Das Festival verspricht drei Stunden schweißtreibendes Musikerlebnis in schwüler Partystimmung, wie man sie eigentlich nur aus dem Mississippi-Delta kennt. Neben Brother Dege kommen noch Lynn August und die Cajun Roosters. Der blinde Musiker und Sänger Lynn August hat seinen Südwest-Louisiana-Sound gespickt mit Elementen des Pop, Gospel und R'n'B. Mit zwölf Jahren spielte er bereits Percussion in der Band des legendären Esquerita, einem Rock'n'Roller im Stile eines Little Richard, der ihn überzeugte, Piano zu lernen.
Einige Jahre später wechselte Lynn zur B-3 Hammond-Orgel. Mitte der 60er Jahre spielte er mit dem jungen Stanley "Buckwheat" Dural, später als "Buckwheat Zydeco" einer der Stars der Zydecoszene. Lynn startete dann seine Solokarriere, spielte in diversen Swamp Pop Bands, leitete eine Bigband und sogar einen Kirchenchor. Erst im Alter von 40 Jahren fing er an, Akkordeon zu spielen, und startete damit seine Zydeco Karriere.
Im Zydeco spielen Akkordeon und Waschbrett (Frottoir) eine große Rolle. Es ist eine schwarze Variante der Cajun-Musik, die sich im 18. Jahrhundert in Louisiana entwickelte, als sich französische Siedler, die aus der ostkanadischen Region Akadien vertrieben wurden, im amerikanischen Süden niederließen. Mit der Zeit mischten sich viele Folklore-Einflüsse in den Stil - neben deutschen besonders der Blues der schwarzen Plantagensklaven und wilde Polyrhythmen der Karibik.
Dass die Dritten im Bunde, die Cajun Roosters, eine deutsche Band sind, mag man kaum glauben. Sie haben das Cajun-Motto "Laissez les bons temps rouler" (Genießt das Leben) voll verinnerlicht. Die mehrfach ausgezeichnete Truppe gilt als eine der authentischsten und besten Cajun und Zydeco Bands außerhalb der USA.
Info: Tickets gibt's unter anderem bei Bonnticket oder in den GA-Zweigstellen für 24,50 Euro plus Vorverkaufsgebühren.