Das Szymanowski Quartett im Schloss Brühl

Brühl. Das Szymanowski Quartett (Marek Dumicz und Grzegorz Kotow, Violinen; Vladimir Mykitka, Viola; Marcin Sienawski, Violoncello), 1995 in Warschau gegründet, kann unterdessen auf eine stolze Erfolgsserie blicken.

Jetzt war es zu Gast beim 2. Festkonzert im Schloss Brühl.

In dem vielfältigen Programm zeigte es eine deutliche Neigung zum grüblerischen Umgang mit Musik, einen Hang, raue Oberflächen an den Tag zu legen und die dunklen Seiten der von ihnen gewählten Kompositionen hervorzukehren.

Die Lyrische Suite, in der Alban Berg zum ersten Mal die Zwölftontechnik anwendete, lebte von der Freilegung der problematischen polyphonen Strukturen, nur gelegentlich verpflichteten die Musiker sich dem "schönen" genuinen Streicherklang, vor allem arbeiteten sie die vom Komponisten geforderten Stimmungslagen heraus. Das "amoroso" spiegelte sich in aufgeladener Emotionalität, das Ländlermotiv näherte sich einer Karikatur.

Das Allegro misterioso wurde von Verfremdungen beherrscht, es wurde viel am Steg gespielt, die Saiten geschlagen und gezupft.

Das Adagio appassionato geriet wirklich leidenschaftlich, dabei auch leise und nach innen gekehrt. Nach einem aufgewühlten Presto, das wie ein brodelnder Vulkan wirkte, folgte ein nachdenkliches Largo mit fein ziselierten dynamischen Profilen. In der Tondichtung "Crisantemi", voll dunkler, elegischer Töne, erzeugten die Musiker eine Tristan-Stimmung, in die sich Tropfen wie Tränen mischten.

Und das abschließende Streichquartett (h-Moll, Hob. III: 37), dem Generalthema der Festwoche "Hauptsache Haydn" verpflichtet, kam in dramatisch tragischem Gewand daher, das Menuett wirkte herb und kämpferisch wie ein Scherzo von Beethoven.

Im Andante, in der Grundstimmung betörend schlicht mit gemessen schreitendem Rhythmus, betonten die Spieler die Dissonanzen und chromatischen Fortschreitungen. Selbst das Presto-Finale verharrte trotz der sprühenden Motorik in fortwährender Düsternis.

Das einzig heitere Moment bildete die eingangs gespielte Italienische Serenade von Hugo Wolf, in der es recht lebendig zuging, ein tief blauer Himmel spannte sich über das Treppenhaus, und die Springbögen schienen Tarantella zu tanzen. Herzlicher Beifall.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Große Augenblicke mit Gidon Kremer
Geigen-Weltstar in Bad Honnef und Bad Godesberg Große Augenblicke mit Gidon Kremer
Orchestraler Jazz in Perfektion
Benefizkonzert für die Ukraine Orchestraler Jazz in Perfektion
Aus dem Ressort