"Das war eine ausgesprochen rheinische Lösung"

Der Bonner Rat billigt den Bilderverkauf zur Schuldenabwicklung der Ausstellung "Zeitwenden" - SPD-Kultursprecherin stimmt dagegen

Bonn. Erwartungsgemäß glatt, jedoch nach einem über einstündigen, hitzigen Rededuell mit durchaus unterhaltsamen Momenten, ist im Bonner Stadtrat die Dringlichkeitsentscheidung über die Schuldenabwicklung der "Zeitwenden" gebilligt worden. Damit sind der Verkauf eines Baselitz-Bildes im Wert von
400 000 Mark aus dem Bestand des Kunstmuseums an die Kulturstiftung der Sparkasse sowie Zahlungen von 800 000 Mark abgesegnet. Die Grünen im Rat, die einen eigenen Gegenantrag eingebracht hatten ( der GA berichtete), stimmten gegen die von der Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann und CDU-Fraktions-
führer Reiner Schreiber unterschiebene Dringlichkeitsentscheidung. Aus der SPD kamen zwei Gegenstimmen. Die spektakulärste: SPD-Kultursprecherin Erika Coché konnte und mochte den umstrittenen Bilder-Deal nicht mittragen.

Ihre Kollegin Dorothee Pass-Weingartz (Grüne) wundert sich noch immer über "das Entgegenkommen gegenüber diesem ominösen Stiftungsverein -
1,2 Millionen an Subventionen für diesen Herrn Smerling!" Man habe durch die Übernahme der Schulden des für die Organisation der "Zeitwenden" verantwort-
lichen Vereins "Stiftung für Kunst und Kultur" nicht eine Blamage für die Stadt Bonn verhindert, vielmehr sei der "kleinkarierte Umgang der Stadt mit ihren Kulturgütern" blamabel.

SPD-Fraktionschef Walter Bitterberg verteidigte den Bilderverkauf: Er sei "nicht begeistert" meinte der Pragmatiker, sei auch nicht glücklich, wie Ausstellung und Kostenentwicklung gelaufen seien, aber es sei die eleganteste Lösung gefunden worden. "Ziemlich hässlich und blöd" fand Barbara Wrany von der
FDP die Lösung - aber eben "gerade noch vertretbar". "Wir mussten das Problem irgendwie lösen", darin sind sich Liberale und Sozialdemokraten einig. Der Kollege Schreiber von der CDU sah das auch so, verband sein "wir müssen da durch" aber mit Schelte: "Mit Ruhm bekleckert hat sich weder die Kultur-
verwaltung noch die Ausstellungsleitung". Die räumte denn auch in Gestalt des Kulturdezernenten Jochem von Uslar reumütig "einen einzigen Fehler" ein. Fachleute aus zwei Museen, Kulturpolitiker und etliche auswärtige Experten hätten lediglich die Einnahmen zu hoch eingeschätzt. Na, wenn''''s sonst nichts ist, zurück zur Tagesordnung.

Der Bilderverkauf war, so von Uslar in einer für einen Kulturdezernenten geradezu zynischen Argumentationskette, sowieso kein Bilderverkauf, denn der Baselitz bleibe "innerhalb der großen Familie im Kreislauf der städtischen Mittel". Von Uslar belückwünscht den Rat für die "ausgesprochen rheinische Lösung".

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