Henning Venske im Pantheon Das wird man ja wohl noch sagen dürfen

Bonn · Altmeister Henning Venske zeigt sich mit neuem Programm im Pantheon bissig, böse und schonungslos gut. Und irritiert den geneigten Beobachter nur ein einziges Mal.

Unbequemer Geist: Der Kabarettist Henning Venske.

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Als der Politkabarettist die Erwartungshaltung unterläuft. Den frisch gewählten Bundespräsidenten Joachim Gauck bezeichnet er als "Würdebold". Eine "Gauckelei" habe nun erst richtig eingesetzt, "dabei ist er in Wirklichkeit doch nur eine Fehlpressung von Wolf Biermann". Hoppla, Herr Venske. Da sind wir jetzt doch ein wenig baff.

Einmal warmgelaufen, zitiert Venske Außenminister Guido Westerwelle, der sich zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr äußerte. Venske spricht übrigens konsequent von der "Wehrmacht", aber das nur am Rande. Ist eben so. Nun das Westerwelle-Zitat: "Hier halten Männer und Frauen ihren Kopf hin, das wird bei uns zu Hause oft vergessen."

Venske räuspert sich kurz, blickt ins Pantheon-Auditorium und sagt: "Naja - es haben aber auch manche nicht vergessen, dass ein Kopf nicht nur zum Hinhalten da ist." Kunstpause. "Sondern auch zum Tragen einer Baseballkappe."

Frank-Walter Steinmeier sei es wichtig, dass die deutschen Soldaten "nicht kopflos" aus Afghanistan abziehen. "Na, das wollen wir doch hoffen. Wohin ansonsten mit den ganzen Baseballkappen?" Mit seinem neuen Solo-Programm "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen" zeigt sich Altmeister Henning Venske sehr bissig, sehr böse und schonungslos gut.

Seine verbalen Exekutionen sind ein Hochgenuss. Und Gutgläubigkeit wird man Venske nicht unterstellen können: "Wenn sogar einige konservative Hardliner ein NPD-Verbot fordern, kann ich nur sagen: Lass stecken. Aldi würde auch gern Lidl verbieten."

Die größte Leidenschaft entwickelt der Kabarettist aus Hamburg jedoch beim Thema Religionen. Die "extremistischen Eiferer von den Mullahs in Teheran bis zu den Kardinälen in Deutschland" stellen für ihn das Grundübel auf der Welt dar. Abgesehen davon: "Eine Nonne darf in einer katholischen Schule durch die Gänge schleichen wie eine Tümpelhexe, aber einer muslimischen Frau mit Kopftuch wird der Zugang in den öffentlichen Dienst verwehrt."

Venske hat seine Position längst gefunden: "Es ist der gesunde Menschenverstand, der einen Atheisten vom Märtyrertod abhält. Ich lasse mich von niemandem in meinen antireligiösen Gefühlen verletzen. Und wenn Sie sich verletzt fühlen, stärkt das den Glauben."

In der Zugabe rechnet Venske mit dem "Bild"-Kolumnisten Franz-Josef Wagner ab. Der "Spiegel" hatte Wagner bereits den Status eines Rock'n'Rollers im bundesdeutschen Gesellschaftsjournalismus zugesprochen. Venske rückt die Dinge wieder gerade.