Sanierung im Haus der Geschichte Dauerausstellung schließt ab März

Bonn · Das Glasdach des Bonner Hauses der Geschichte muss ersetzt werden, deshalb schließt die Dauerausstellung für fast ein Jahr. Der Wechselausstellungsbetrieb geht weiter.

 Das Haus der Geschichte und die Bundeskunsthalle.

Das Haus der Geschichte und die Bundeskunsthalle.

Foto: Volker Lannert

Als jemand in der Planungsphase des Hauses der Geschichte drei einfache Bögen – die Silhouette des Glasdachs und so etwas wie das geheime Logo der Institution – aufs Papier zeichnete, konnte man noch nicht ahnen, was sich daraus entwickeln würde. Die drei Bögen werden bald ein großes Transparent am Haus der Geschichte zieren, auf dem steht: „Neues Dach, neue Ausstellungen“. Das dreifach geschwungene, aus 900 Glaselementen bestehende Dach sorgt seit dem Richtfest 1991 für Probleme. Zu den „Undichtigkeiten“, so Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung Haus der Geschichte, kamen Altersrisse. Die Bundesbaudirektion musste gegen die Dachfirma prozessieren und erstritt rund die Hälfte der Sanierungskosten, die auf insgesamt sieben Millionen Euro veranschlagt werden.

Mitte März 2017 startet der Austausch der Glaselemente, dem knifflige logistische Planungen vorangingen. Am 13. März schließt Hütter aus Sicherheitsgründen die Dauerausstellung, die im Schnitt von 450 000 Menschen jährlich besucht wird. Mitte Dezember des Jahres soll sie wieder eröffnet werden. Während der Sanierung, die von oben erfolgt, müssen empfindliche Objekte aus der darunter- liegenden Dauerausstellung entfernt werden, Installationen und Einbauten werden „eingehaust“.

Hütter will die Zwangspause dazu nützen, den historischen Parcours, der in der unmittelbaren Nachkriegszeit startet, neu zu sortieren. Genauer: Die Zeit nach der Wende und Deutschen Einheit soll völlig überarbeitet werden. Zwar werde das Brandenburger Tor immer noch in Bonn stehen, aber anders als jetzt werde man durchlaufen können, sagt Hütter, auf dem Weg in eine neu konzipierte Schau. Die Auswirkungen des Terrors – 9/11 – werden da ebenso thematisiert, etwa mit Fassadenteilen und Trägern der Twin Towers sowie der beschädigten ID-Karte eines dort gestorbenen Mitarbeiters der Deutschen Bank, wie auch das Thema Flüchtlinge mit dem Boot, das Kardinal Wölki in Köln präsentierte.

Ausstellungsbetrieb im Wechselausstellungsbereich geht weiter

„Die Geschichtserzählung endete bislang beim Einheitsprozess“, sagt Hütter, „darauf folgten abstrakte Inseln“, die bei Besucherbefragungen nicht so gut weggekommen seien. Hütter will nun die „Geschichtserzählung“ mittels Leitobjekten näher an die Gegenwart bringen und die Dauerausstellung in einer „medialen Inszenierung“ enden lassen, „die uns erlaubt, schneller aktuell zu reagieren“.

Während der Schließungsphase geht der Ausstellungsbetrieb im Wechselausstellungsbereich und Foyer weiter. Die nächste große Schau („Inszeniert. Deutsche Geschichte im Spielfilm“ läuft noch bis 15. Januar 2017) wird sich des Deutschen liebsten Kindes widmen. „Geliebt – gebraucht – gehasst. Die Deutschen und ihre Autos“ versteht sich als sozial-, kultur-, wirtschafts- und mentalitätsgeschichtliche Bestandsaufnahme, die sich von Opel Manta bis Mercedes Pullmann 600 buchstabiert.

Die nächste Ausstellung im Foyer kreist auch um Urdeutsches, um das Vereinsmeiertum: „e.V. Die Deutschen und ihre Vereine“ thematisiert Tradition und Integration, das Ehrenamt und kollektive sportive Leidenschaften.

Besuche im Museumsdepot

Als Bonbon während der Sanierungsphase bietet das Haus der Geschichte unter dem Titel „Objekte im Dunkeln“ Besuche im Museumsdepot an. Auf drei Etagen unter der Ausstellungsfläche sind die Schätze aus 70 Jahren Geschichte fein nach Materialgruppen untergebracht – vom Flipper bis zur Musikbox. Einige Exponate werden unter dem Motto „Objekte im Rampenlicht“ im Informationszentrum gezeigt, etwa das Kleid von Miss Germany 1955, Margit Nüke, und das Pult aus dem internationalen Pressezentrum der DDR inklusive Schabowski-Zettel.

Auch bei den externen Aktivitäten der Stiftung gibt es jenseits der beliebten Führungen durch den Bundeskanzlerbungalow neue Entwicklungen. So ist es gelungen, mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Hausherr des Bundeskanzleramtes, einen Besuchsmodus für das ehemalige Büro von Helmut Schmidt, den Empfangsraum Heckel-Zimmer und den großen Kabinettssaal zu finden. Ab Mitte Januar können diese historischen Räume besucht werden. Kommende Woche eröffnet das Haus der Geschichte die neue Ausstellung „Unser Grundgesetz“ im ehemaligen Bundesrat, wo der Parlamentarische Rat am 8. Mai 1949 das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beschloss. Bundeskanzler Konrad Adenauer unterschrieb es hier am 23. Mai 1949.

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