David Fray spielt in der Kölner Philharmonie
Der Pianist David Fray bezeichnet sich als "altmodischen" Musiker, der sich gegen Anbiederung und verflachende Popularisierung vehement zur Wehr setzt.
Köln. Der Pianist David Fray bezeichnet sich als "altmodischen" Musiker, der sich gegen Anbiederung und verflachende Popularisierung vehement zur Wehr setzt: "Musik ist aus sich heraus für jeden zugänglich". Der volle Saal der Kölner Philharmonie schien ihm da Recht zu geben.
Indem David Fray sein im Januar ausgefallenes Recital jetzt nachholte, kommen Musikfreunde in den Genuss, den Pianisten in seiner "exzentrischen Dünnhäutigkeit" (Spiegel) binnen kurzer Frist gleich zweimal zu erleben. Ein Vorgeschmack auf das am 25. Mai zusammen mit der Amsterdam Sinfonietta zu hörende "Jeunehomme"-Konzert Mozarts waren jetzt die frühe Sonate KV 311 sowie die c-Moll-Fantasie KV 475.
Den durch gewisse Äußerlichkeiten häufiger angestellten Vergleich mit Glenn Gould hat Fray immer wieder vehement zurückgewiesen, sich hingegen auf einen Poeten am Klavier berufen, nämlich Wilhelm Kempff.
Das schließt gewisse Repertoirevorlieben und -abneigungen ein. Mit Mozart und Beethoven (neben der Waldstein-Sonate Opus 53 auch das Opus 28, die sogenannte "Pastoral"-Sonate) plädierte er für seine Ideale, zu denen besonders auch Johann Sebastian Bach gehört.
Wer einen Mozart von ephebenhafter Abgehobenheit erwartet haben mochte, sah sich angenehm enttäuscht, durch die CD-Einspielung mit den Konzerten 22 und 25 vielleicht auch schon auf die richtige Bahn gelenkt. Fray verfügt über einen delikaten, sensiblen Anschlag, bei dem die Töne aber nicht verzärtelt dahin getupft, sondern mit Klarheit, mitunter geradezu forsch artikuliert werden.
Anders die Situation bei der Fantasia, welche eine kontemplative, verschattete Aura des Ausdrucks freilich vorgibt. Da schien Fray sich in Traumeswirren aufzulösen, ein meditativer Ansatz, der in Sonderheit auch den kurzen Überleitungssatz von Beethovens "Waldstein"-Sonate prägte. Dem Prestissimo-Teil des Finales blieb er an rauschhafter Brillanz, perlender Bravour und klangvollem Aufschwung indes nichts schuldig. Die "Pastoral"-Sonate hatte das bereits angedeutet.