Debüt des Bonner Jazzfest ist gelungen

Inga Lühning, Claus Fischers "Debakel 5" und Rebekka Bakken begeistern im fast randvollen Forum der Kunst- und Ausstellungshalle.

Debüt des Bonner Jazzfest ist gelungen
Foto: Horst Müller

Bonn. Da hat er sich viel vorgenommen: Peter Materna, Initiator und künstlerischer Leiter des soeben aus der Taufe gehobenen "Jazzfestes Bonn", wünscht sich für sein jüngstes Projekt, mit dem er das hiesige Konzertangebot "um kreativen innovativen zeitgenössischen Jazz ergänzen und bereichern" möchte, "in zwei bis drei Jahren einen festen Platz in der Kulturlandschaft am Rhein".

Das Debüt im fast randvollen Forum der Kunst- und Ausstellungshalle lässt da durchaus hoffen. Wiewohl sich auch hier die Frage, was denn nun eigentlich unter Jazz zu verstehen sei, neu stellt. Aber Materna wäre nicht Materna, würde er dabei nicht auch über den musikalischen Schüsselrand blicken.

Der menschlichen (sprich: weiblichen) Stimme war dieser erste Abend gewidmet in drei sehr unterschiedlichen Varianten: Inga Lühning, die vergangenes Jahr zusammen mit dem Pianisten und Komponisten Andreas Schnermann an der Seite des Schauspielers Joachim Król bei Till Brönners "Talkin' Jazz"-Reihe sowie mit Schnermanns "Poetry Clan" auch bereits bei "Riverlounge" zu Gast war, machte den Auftakt.

Schnermann, der die Liebeslyrik vornehmlich Lord Byrons und W. H. Audens schätzt, kleidet diese in leicht ansprechende, luftig der Stimme Raum gebende Arrangements für Klavier, Saxofon (Jan von Klewitz), Gitarre (Kai Brückner), Kontrabass (Dietmar Fuhr) und Schlagzeug (Sebastian Merk).

Die solistischen Einlagen fügen sich dabei nicht immer nahtlos in den musikalischen Kontext. Bei aller technischen Akkuratesse: "Easy Listening" par excellence.

Der Improvisation, eines der wesentlichen Merkmale des Jazz, deutlich näher kommt "Claus Fischers Debakel5", eine elektronisch gestützte, tieffrequent-basslastige Ad-hoc-Formation aus Tenorsaxofon und Bassklarinette (Niels Klein), Keyboard und Sampler (Hinrich Franck), Bass (Claus Fischer) und Schlagzeug (Hendrick Smock) um die Stimme von Daniela Panteleit.

Deren Shakespeare-Verse und Vocalisen allerdings wurden getoppt durch den Überraschungsauftritt einer skurrile Texte zum Besten gebenden Anke Engelke (der Lebensgefährtin Fischers). Die Norwegerin Rebekka Bakken mit ihrem Mari-Boine-Timbre präsentierte zum Abschluss volksmusikalisch inspirierte Eigenkompositionen.

Dabei wirkt sie am überzeugendsten bei ihren muttersprachlich vorgetragenen, durch Joiken, einem dem Jodeln verwandter Kehlkopfüberschlag, angereicherten Songs. Dezent improvisierend zur Seite standen ihr dabei Jesper Nordenström am Klavier und Sven Lindvall am E-Bass.

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