Rocklegende in der Lanxess-Arena Deep Purples packender Abschied in Köln

Köln · Die brtische Band begeistert 6000 Fans in der Lanxess-Arena. Sänger Ian Gillan präsentiert sich in Bestform.

 In Bestform: Deep-Purple-Frontmann Ian Gillan. Dahinter auf der Leinwand: Schlagzeuger Ian Paice.

In Bestform: Deep-Purple-Frontmann Ian Gillan. Dahinter auf der Leinwand: Schlagzeuger Ian Paice.

Foto: Thomas Brill

Es hätte ein zweifelhaftes Spektakel sein können: Am Dienstag spielten Deep Purple im Zuge ihrer „The Long Goodbye Tour“ in der Lanxess-Arena. Die Briten blicken auf eine fast 50 Jahre lange Bandgeschichte zurück, von der legendären Mark-II-Besetzung, die wegweisende Hits wie „Smoke on the Water“ hervorbrachte, ist jedoch nicht mehr viel übrig. Prägende Mitglieder haben die Gruppe verlassen oder sind verstorben. Zudem kämpft ein Teil der Übriggebliebenen mit gesundheitlichen Problemen, Schlagzeuger Ian Paice erlitt im letzten Jahr einen Schlaganfall. Man könnte daher meinen, bei einem Live-Konzert der Rocktitanen, erwarte die Besucher ein Trauerspiel – höchstens noch gut gemeinter Altherren-Rock. Doch bei ihrem Auftritt in Köln bewiesen Sänger Ian Gillan und seine Mannen den rund 6000 Konzertbesuchern das Gegenteil.

Die Bühne war in verheißungsvolles, blaues Licht getaucht. Im Hintergrund hing die auf heutigen Arena-Konzerten obligatorische Videoleinwand, auf dessen Oberfläche ein Eisberg projiziert war. Auf der Oberfläche eingemeißelt die Konterfeis der einzelnen Bandmitglieder – angelehnt an das Albumcover „Deep Purple in Rock“ aus den Zeiten ihres kommerziellen Durchbruchs 1970. Kurz bevor es losging, tönte aus den Boxen auf der Bühne noch Thin Lizzy's „The Boys Are Back In Town“, dann zerschnitt ein tiefer Basston die Luft, der die Arena spürbar zum Erbeben brachte.

Ein paar Takte später fanden sich die Fans bereits mitten in einem psychedelischen Rockspektakel wieder: Nach ihrem Einstieg mit „Time For Bedlam“ von ihrem aktuellen Album „Infinite“ folgte rasch „Fireball“ und „Strange Kind of Woman“, bei dem sich spärlich bekleidete Damen schemenhaft und in bunter LSD-Trip-Optik auf der Leinwand räkelten. Auch sonst geizten die Altmeister des Rock nicht mit ihren Hits. Neben den Liedern ihres neusten Werks spielten sie zum Beispiel auch das markige „Smoke On The Water“. Zudem ließen es sich die Musiker nicht nehmen, mit einem Augenzwinkern das hiesige Lokalkolorit zu würdigen. Organist Don Airey, der den 2012 verstorbenen Jon Lord beerbt, spielte während eines Solos kurz die Hymne des 1. FC Köln an.

So souverän und kraftvoll, wie Aireys Finger über die Tasten flogen, präsentierte sich auch der Rest der Band. In atemberaubend schnellen und versierten Soli duellierte sich der Organist mit Gitarrist Steve Morse, der bei aller Saitenfrickelei stets ein Lächeln auf den Lippen hatte. Gillans Stimme wirkte frisch, der 71-Jährige verfehlte kaum einen Ton. Und der Schlaganfall war Ian Paices Spiel nicht anzumerken. Zu guter Letzt brillierten die Briten noch mit einem Zugabenblock, der es in sich hatte. Mit dabei: das Lieblingslied von Fan Anton Juchen, der für das Konzert aus Niederkassel angereist war. „Den ganzen Abend habe ich mich auf 'Black Night' gefreut“, sagte der 64-Jährige. „Ich bin Purple-Anhänger seit ihren Anfangstagen, fast seit 1968. Der Abend hat sich für mich mehr als gelohnt.“

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