Defekte Effekte

Zauber mit Duotica und Ken Bardowicks in der Bonner Springmaus

Bonn. Der eine verbrennt Geldscheine auf offener Bühne, schluckt Spielkarten und lässt Gläser zerspringen. Die anderen gehen auf Streifzug durch die Nacht, wenn Männer und Frauen sich ineinander verlieben, miteinander Schluss machen oder um vier Uhr morgens ihre Vorliebe für Tiefkühlpizza entdecken.

Was im Einzelnen hinter "Nachtschattengewächsen" und "defekten Effekten" steckt, erlebte jetzt das Publikum der "Sommersprossen" im Bonner Springmaus-Theater: Duotica trifft Ken Bardowicks. Wobei der Meister der Effekte auf den halbherzig angekündigten Einsatz von Hubschraubern, auf spärlich bekleidete Tänzerinnen im Hintergrund oder auf eine computergesteuerte Show aus Licht und Ton ohne weiteres verzichten kann.

Bardowicks hat längst sein eigenes Erfolgsrezept entdeckt. Eines, das ihm in diesem Jahr den Titel "weltbester Stand-up-Magier" bei den Weltmeisterschaften in Den Haag eintrug und das er selbst "Zaubert(r)icks und Größenwahn" nennt. Bardowicks, der zweisprachig aufgewachsen ist und sein Programm ebenso perfekt auch in Englisch beherrscht, wirkt so charmant wie beispielsweise Hugh Grant, wenn er Kartentricks vorführt und seine Zuschauer um 50-Euro-Scheine oder Feuerzeuge erleichtert.

Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als ginge jeder Trick hoffnungslos daneben. Oder als würde er tatsächlich die Todsünde alle Magier begehen, seine Tricks zu verraten. So wie der mit dem roten Tuch, dem Ei und dem kleinen schwarzen Loch, das in Wirklichkeit nur aufgeklebt ist. Die Frage nach dem Erfolg wäre damit zumindest in einem Fall beantwortet. Und zwar mit einer unverwechselbaren Mischung aus Zauberei und Comedy.

Komisch und auch ein wenig melancholisch klingen die "Nachtschattengewächse" von Duotica alias Marion Scholz und Holger Edmaier, begleitet von Thomas Möller am Klavier. Wobei der unschlagbare Kuschel-Rock-Klassiker "Killing me softly" als "Quäle mich langsam mit Heißwachs" neu, aber auch ein wenig dubios daherkommt.

Das Duotica-Chanson "Engel" beschreibt die Träume eines Callgirls, während der gewöhnliche Single seine Nächte zwischen Einsamkeit und Tomatenbasilikum verbringt. Wie gut hat es da Nachtschwester Hildegard vom Sankt Johannis Hospital. Zwar leiden ihre Lieblingspatienten an ausgeprägter Blutarmut, doch der Mythos des Vampirs ist in diesem Fall einfach ein Muss. Duotica macht Programm für Nachtschwärmer. Und alle, die es noch werden wollen.

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