Musikwettbewerb in Siegburg Dem historischen Klang auf der Spur

Siegburg · Die Siegburger Musikwerkstatt widmet sich der historischen Aufführungspraxis. Den dazugehörigen Wettbewerb gibt’s leider nur digital. Das hat aber auch Vorteile.

 Hochkarätige Jury: Auch die Pianistin und Alte-Musik-Spezialistin Olga Pashchenko hört in Siegburg zu.

Hochkarätige Jury: Auch die Pianistin und Alte-Musik-Spezialistin Olga Pashchenko hört in Siegburg zu.

Foto: Yat To Tsang

Die Suche nach dem Originalklang beschäftigt die Musikwelt schon lange. Die sogenannte „historisch informierte Aufführungspraxis“, die sich selbige auf die Fahnen geschrieben hat, ist längst Allgemeingut. Doch Wettbewerbe für diese Sparte gibt es nur sehr selten, für die Musik der Beethoven-Zeit noch gar nicht. Grund genug also für die Siegburger Musikwerkstatt, diese Lücke zu füllen: Vom 25. bis 30. Mai geht die erste Ausgabe des Wettbewerbes „Beethoven in seiner Zeit“ für historisches Instrumentarium an den Start, coronabedingt noch digital, doch soll der Modus bei kommenden Ausgaben des alle zwei Jahre geplanten Wettbewerbes auch Präsenzveranstaltungen ermöglichen.

Was auf den ersten Blick wie eine Einschränkung aussieht, ist jedoch auch eine Chance, wie Christian Ubber, Leiter der Musikwerkstatt, bei der Vorstellung des Wettbewerbes im Siegburger Stadtmuseum ausführte: „Das hat auch seine Vorteile, es ist zum Beispiel eine viel größere Reichweite möglich.“ Die Videos, die alle Teilnehmer einsenden mussten, werden nämlich nicht nur einmal gestreamt, sondern auch auf Youtube eingestellt und sind dort auf Abruf verfügbar. Das ermöglicht natürlich ein größeres und auch internationaleres Publikum, als es in Siegburg jemals realistisch wäre. Live und vor Ort ist Musik zwar immer etwas anderes als „nur“ digital, doch wie im vergangenen Jahr erneut verschieben wollte man den Wettbewerb nicht.

Für die Teilnehmer galt es allerdings, genaue Vorgaben zu erfüllen, um eine Vergleichbarkeit aller Darbietungen zu gewährleisten. Eine frontale Kameraperspektive ohne Detailaufnahmen und Schwenks gehörte dazu. Außerdem galt die Devise: Ein guter Ton ist wichtiger als die Optik. Insgesamt 15 Ensembles haben sich der Herausforderung gestellt und Beiträge eingesandt, das Kölner Akterna Trio etwa, das Duo Artaria aus Berlin oder ein chinesisches Ensemble mit dem poetischen Titel „Résonances des Perles oubliées“. Die Zusammensetzung der Ensembles ist oft international, schaut man sich die Studienorte der Teilnehmer an, wird aber deutlich, dass Europa immer noch das Zentrum des Historischen Aufführungspraxis ist.

„Mit dem neuen Wettbewerb“, der in diesem Jahr für die Besetzung mit Klavier und Violine/Violoncello ausgeschrieben ist, „haben wir eine echte Marktlücke entdeckt“, so Christian Ubber. „Die Idee kam bei den Vorbereitungen auf das Beethoven-Jubiläum. Es war klar, dass sich auch die Region beteiligen sollte.“ Mit diesem Wettbewerb dürfte das gelungen sein, was man einen echten Coup nennt. Denn mit dem renommierten Freiburger Barockorchester konnte man einen Partner ins Boot holen, der fachlich höchste Anerkennung genießt und der bei seiner Anfrage sofort zugesagt habe, so Ubber.

30 000 Euro Preisgelder

Die VR-Bank ist als Sponsor mit dabei, sodass auch die Preisgelder von insgesamt über 30 000 Euro selbst im internationalen Maßstab mithalten können. Auch die ebenso international wie hochkarätig besetzte Jury spricht für sich.

Musikalisch ist der Wettbewerb nicht nur auf historische Aufführungspraxis festgelegt, sondern auch auf die Musik Beethovens und seines Umfeldes beschränkt. Denn während es in der Barockmusik, aus der heraus sich die historische Aufführungspraxis seinerzeit entwickelt hat, schon weit verbreitet ist, sich am originalen Klang der damaligen Zeit zu orientieren, ist dies bei Musik der Klassik noch nicht die Regel. Doch weil mittlerweile selbst Musik aus der Romantik historisch informiert aufgeführt wird – man nehme etwa das Kölner Projekt „Wagner Lesarten“ –, dürfte dies das richtige Signal zur richtigen Zeit sein. Und für die bestens ausgebildeten Musikerinnen und Musiker könnte es das Sprungbrett für ihre kommende Karriere bedeuten.

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