Interview mit Jan Böhmermann Der 33-jährige kommt mit seinem neuen Programm ins Pantheon

BONN · Jung, frech, provozierend: 2013 zeichnete das Medium-Magazin Jan Böhmermann als Unterhaltungsjournalist des Jahres aus. Am Mittwoch, 26. März, kommt der 33-jährige Senkrechtstarter aus dem "Niemandsland zwischen Kabarett und Comedy" mit seiner neuen Show ins Pantheon. Mit dem "Fernsehungetüm", der sich privat als "sehr nett" bezeichnet, sprach Ebba Hagenberg-Miliu.

Zu Beginn etwas aus dem bekannten FAZ-Fragebogen: Ihr Beruf?
Jan Böhmermann: Ähm, ich würde sagen: Komiker.

Was ist für Sie das größte Unglück?
Böhmermann: Unbefriedigende Dinge machen zu müssen.

Wo möchten Sie leben?
Böhmermann: Zu Hause. Ortsunabhängig. Also nicht da, wo man wieder weg will.

Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?
Böhmermann: Bei schönem Wetter gesund und ausgeschlafen auf dem Liegestuhl sitzen und iPad lesen.

Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?
Böhmermann: Eigentlich alle.

Ich spreche also mit dem netten Herrn Böhmermann. Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten?
Böhmermann: Unkompliziertheit, Direktheit, Humor.

Und bei einer Frau?
Böhmermann: Umkompliziertheit, Humor, Offenheit.

Wir kommen zu Ihrer Show: "Schlimmer als Jan Böhmermann". Geht das?
Böhmermann: Ja, der Titel ist gewählt, um die Leute nicht zu enttäuschen. Wenn's ein mieser Abend wird, kann keiner sagen, er hätte es nicht gewusst. Ich habe jetzt die ersten Auftritte hinter mir, und ich denke, die Leute müssen sich keine Sorgen machen.

Also auch bei den Westfalen war es nicht schlimmer als Jan Böhmermann?
Böhmermann: Nein. Ich komme ja aus Norddeutschland, aus Bremen. Die Bielefelder mit ihrem westfälischen Humor sind mir ganz nah. Unsere Mundwinkel sind von Geburt an auf Grundwasserniveau.

Was ist in Ihrem Programm zu erwarten?
Böhmermann: Da ist eine Mischung aus Werkschau, nach vorne blicken und Geheimnisverrat, also die intime Situation, mit Leuten von Angesicht zu Angesicht zu sitzen und gemeinsam zu gucken, dass es ein entspannter Abend wird: Das finde ich sehr herausfordernd. Es ist auch Improvisation dabei. Regionale Spezialitäten werden gerne mit verarbeitet. Jeder Abend ist also anders und ein großer Spaß.

Zumal, wenn Sie im Rheinland spielen...
Böhmermann: Ja, rheinische Bühnen sind sichere Bänke. Das Pantheon ist eine schöne Location mit toller Stimmung, obwohl du da unten im Bunker keinen Handyempfang hast.

Wo ist bei Ihnen die Schmerzgrenze der Satire? In einer Ihrer letzten neo-Magazin-Sendungen kam Oscar Pistorius bei Ihnen gar nicht gut weg, der Arme.
Böhmermann: Was heißt hier: der Arme? Müsste es nicht heißen: der Beine? Mal ehrlich: Da erschießt einer seine Freundin. Aber der Grund, warum er uns interessiert, ist doch, dass er keine Beine hat.

Mein Mitleid hielt sich ja auch in Grenzen. Was sagen Sie zum Kapitel Podolski? Da haben Sie sogar Post vom Anwalt gekriegt?
Böhmermann: Die bekomme ich öfters mal, auch in anderen Fällen. Das ist halt Teil des Jobs und letztlich eine Art Kompliment. Ich habe den Poldi eigentlich immer in Ruhe gelassen. Das war ja als Hommage gedacht.

Man muss es nur kapieren.
Böhmermann: (lacht). Ja genau, das war vor Jahren seine erste Weltmeisterschaft im eigenen Land. Die wollte sich der DFB nicht versauen lassen. Deshalb waren die so gereizt. Das hatte also eher nicht mit der Schärfe meiner Sachen zu tun. (Pause). Ich bin natürlich beruflich schon ein Arsch, aber privat sehr nett. Aber das hat man über den Führer ja auch gesagt.

Ihr liebster aktueller Gag?
Böhmermann: Sebastian Edathy schreibt ein Buch über die Kinderporno-Affäre. Hoffentlich sind viele Bilder drin.

Oh ja. Wir schauen besser noch mal in den FAZ-Fragebogen: Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?
Böhmermann: Leicht Red-Bull-verkatert, aber optimistisch in den Tag blickend.

Und Ihr Motto?
Böhmermann: A doctor a day keeps the apple away.

Also die Umkehrung des Spruchs: "Ein Apfel pro Tag hält den Doktor fern". Danke für das Gespräch, Jan Böhmermann.

Info: Karten für das Soloprogramm "Schlimmer als Jan Böhmermann" am Mittwoch, 26. März, ab 20 Uhr im Pantheon, Am Bundeskanzlerplatz, gibt es für 24,10/19,70 Euro bei Bonnticket oder in den GA-Zweigstellen.

Zur Person

Nach einer Kindheit im Bremer Arbeiterbezirk Vegesack beginnt Polizisten-Sohn Jan Böhmermann, geboren 1981, mit Comedyexperimenten im Schülerkabarett. 1997 schreibt er für die Lokalzeitung "Die Norddeutsche", 1999 startet er seine Rundfunkkarriere bei Radio Bremen.

Nach einem ARD-Volontariat folgen ab 2003 Engagements als Moderator und Autor für Hörfunk und Fernsehen. 2006: "Lukas Tagebuch", 2007: WDR-Satireshow "echt Böhmermann", 2009: RTL-TV Helden (Deutscher Fernsehpreis), 2009 bis 2012: Sidekick in der "Harald Schmidt Show", 2012: "Roche & Böhmermann" auf ZDFkultur, seit 2012: "sanft & sorgfältig" bei radioeins und "neo Magazin" auf ZDFneo.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort