10. Rolandseck-Festival Der bald 90-jährige Geiger Chaim Taub ist im Juli zu Gast

ROLANDSECK · Der israelische Geiger Chaim Taub, der im August 90 Jahre alt wird, hat schon vor vielen Jahren am Rhein eine Art zweite künstlerische Heimat gefunden.

 Chaim Taub während eines Besuches in Rolandseck.

Chaim Taub während eines Besuches in Rolandseck.

Foto: Ausserhofer

Seit den 70er Jahren steigt er regelmäßig im Sommer ins Flugzeug, um die Reise zum Rolandseck-Festival anzutreten. Seine Mission, junge Musiker zu unterrichten, ist bis heute dieselbe geblieben. Wenn er Ende Juni wieder aus Israel herüberkommt, warten drei junge Talente auf ihn.

Die Gründung des Rolandseck-Festivals in den 70er Jahren hat mit dem ersten Gastspiel des Israel Philharmoic Orchestra zu tun, in dem Chaim Taub über viele Jahre Konzertmeister war. Sechs Jahre nach der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern war es dem Impresario und Spiritus rector des Künstlerbahnhofs Rolandseck, Johannes Wasmuth, gelungen, ein Konzert des Orchesters in der Bonner Beethovenhalle zu arrangieren.

Viele der israelischen Musiker hatte der Besuch in Deutschland große Überwindung gekostet, manche waren gar nicht erst mitgereist. Für die, die dabei waren, wurde das Gastspiel jedoch zu einem großartigen emotionalen Moment. "Das Publikum wollte uns gar nicht gehen lassen, und Zubin Mehta kündigte als letzte Zugabe die israelische Nationalhymne Hatikvah an. Nachdem wir sie gespielt hatten, stand ich dort auf der Bühne, und die Tränen flossen mir die Wangen herab", erzählt Taub.

Gleich nach diesem historischen Konzert kam es zu einer ersten Begegnung zwischen den beiden Männern bei einem gemeinsamen Abendessen mit Zubin Mehta. Am nächsten Morgen trafen sich Wasmuth und der Konzertmeister im Hotel, woran Taub noch lebendige Erinnerung hat.

Der war knapp und nahm eine für den Genussmenschen Wasmuth durchaus typische Wendung. Wasmuth: "Wohin gehst du?" Taub: "Spazieren." Wasmuth: "Komm essen." Taub sprach nur wenig deutsch, Wasmuth kaum englisch. "Wir mussten uns in Zeichensprache unterhalten." Es sei aber ein sehr schönes Zusammentreffen gewesen, erinnert sich Taub. Wasmuth lud ihn auf einen Besuch in den Künstlerbahnhof Rolandseck ein.

Die Idee zu einem Festival in Rolandseck wurde dann bei Taubs nächstem Besuch in Deutschland geboren. Allerdings sollten noch ein paar Jahre ins Land gehen. Premiere feierten das Festival und der angegliederte "Rolandsecker Sommerkurs" 1982, mit dem Cellisten Bernard Greenhouse vom legendären Beaux Arts Trio als Taubs künstlerischem Partner. Als Lehrer lud Chaim Taub Musiker bedeutender Orchester ein, unter anderem entsandte das Chicago Symphony Orchestra eine Abordnung, das New York Philharmonic Orchestra ebenfalls. Das erste Festival gestaltete er mit seinen Kollegen vom Orchester aus Israel. "Alle, die ich gefragt habe, waren bereit zu kommen", erinnert er sich.

Die Schüler kamen aus Taubs Heimat Israel. 15 Mal lockte das Festival bis 1996 ein begeistertes Publikum in den Bahnhof. Mit dem Tod von Johannes Wasmuth 1997 wurde das Festival dann eingestellt. Dass einer der Rolandseck-Schüler der ersten Stunde, der damals zwölfjährige Nachwuchsgeiger und spätere Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, Guy Braunstein, das Festival 2006 als künstlerischer Leiter aus dem Dornröschenschlaf erweckte, freut Taub natürlich ungemein. "Er lädt mich als eine Art ,Ehrenmitglied' des Festivals immer wieder ein. Gelegentlich komme ich, nur um die Konzerte zu hören, manchmal auch, um zu unterrichten. Das erinnert mich an wundervolle Tage in Rolandseck."

Info

Das 10. Rolandseck-Festival "Freiräume", das von der Wasmuth-Gesellschaft in Kooperation mit dem Arp Museum veranstaltet wird, findet vom 2. bis 8. Juli statt. Karten: (0 22 28) 94 25 16.Infos zu den Konzerten im Internet: arpmuseum.org.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Ein Virtuose mit viel Gefühl
Konzert mit Bruce Liu in der Philharmonie Köln Ein Virtuose mit viel Gefühl
Aus dem Ressort