Deutsch-arabischer Lyriksalon im Beethoven-Haus Der bedeutendste arabische Lyriker Adonis zu Gast in Bonn

BONN · Licht und Tod - zwei Begriffe, mit denen Adonis gerne spielt. Der wohl bedeutendste arabische Dichter der Gegenwart, der regelmäßig für den Literaturnobelpreis im Gespräch ist, greift in seinen Gedichten immer wieder auf die poetischen Bilder von Helligkeit und Dunkelheit zurück, um die eigene Hoffnung in Kontrast zu den Verhältnissen in der arabischen Welt zu stellen: "Ich lebe mit dem Licht", heißt es da in einem Gedicht, während die "Zukunft der Freiheit" ein Land beschreibt, in dem "keine Finsternis" herrscht.

 Eine Legende: Adonis im Kammermusiksaal.

Eine Legende: Adonis im Kammermusiksaal.

Foto: Thomas Kölsch

Klassische Motive, doch derart elegant verpackt und intensiv formuliert, wie es kaum ein zweiter vermag. Einige dieser lyrischen Perlen waren im Rahmen des deutsch-arabischen Lyriksalons im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses zu hören - in Übersetzungen vorgetragen vom deutsch-syrischen Dichter Fouad El-Auwad und der Bonner Autorin Gabriele Frings und im Original von Adonis selbst.

Der 83-jährige Ali Ahmad Said, der seit fast sieben Dekaden als Adonis schreibt und publiziert, ist eine Legende. Wenn auch eine umstrittene. Einer, der sich in seinen Wortbeiträgen gegen Diktatoren wie Assad stellt und sich doch immer wieder anhören muss, dass er sich nicht positionieren würde, weil er etwa den syrischen Rebellen seine Unterstützung verweigert.

Doch Adonis geht es um eine grundlegendere Revolution, wie er nach der Lesung im Gespräch mit dem Journalisten Hasan Hussain und dem engagierten Publikum erklärt. Nicht eine, die einen despotischen Machtblock durch einen anderen ersetzt, sondern eine, die Religion und Staat klar trennt und die Frauen von den Gesetzen der Sharia befreit.

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