"Der ferne Klang" feiert Premiere in der Oper Bonn

BONN · Der Komponist Franz Schreker kannte sich aus mit Männern, mit ihren Sehnsüchten und der Hybris von Größe und Unsterblichkeit. Die scheint gerade auch bei Künstlern sehr verbreitet.

 Michael Putsch als Fritz und Ingeborg Greiner als Grete in Franz Schrekers Oper "Der ferne Klang" (Probenfoto).

Michael Putsch als Fritz und Ingeborg Greiner als Grete in Franz Schrekers Oper "Der ferne Klang" (Probenfoto).

Foto: Thilo Beu

In seiner 1912 uraufgeführten Oper "Der ferne Klang" schickt er den jungen Komponisten Fritz auf Wanderschaft, um einen ganz besonderen Klang zu suchen. "Dann kehr ich zurück als berühmter Mann", verspricht er seiner Grete, lässt sich aber die nächsten zehn Jahre nicht mehr blicken. Sie will sich zunächst aus Gram das Leben nehmen, wird aber von einer Kupplerin nach Venedig gelockt.

Bonns Opernintendant Klaus Weise hat ein Faible für solche Stoffe und für die Zeit, in der sie entstanden, die Blüte der Freudschen Psychoanalyse. Der Komponist in Schrekers Oper leidet an einem Konflikt, den Klaus Weise auf zwei Wörter konzentriert: "Mannesschaffen und Familienleben."

Fritz macht zwar Karriere, erreicht aber nicht sein Ziel. Weil er den "fernen Klang" nie findet, ist er als Künstler gescheitert. Ähnlich geht es seiner Grete: Sie ist als Liebhaberin erfolgreich, findet aber die Liebe nicht. "In Schrekers Oper geht es um die großen Dinge: Um die Kunst und um die Liebe", sagt Weise. "Es gibt hier ungeheuer spannende Inneneinsichten in die Figuren", findet er.

In der Oper sieht er geradezu "romanhafte Lebensentwürfe" dargestellt, die sich in einem zeitlichen Rahmen von 15 Jahren entfalten. Das Werk des jungen Schreker ist in Weises Wahrnehmung sehr viel ungebändigter und rauschhafter als die später entstandene Oper "Irrelohe", die Weise vor einem Jahr auf die Bühne brachte.

Das empfindet auch die Sopranistin Ingeborg Greiner so. "Die Grete ist eine schillernde Persönlichkeit, was auch in den Anforderungen zu spüren ist", sagt sie. "Schreker entwirft die Rolle viel schauspielhafter, als man es in der Oper gewöhnt ist. Das geht mehr in die Strauss-Richtung."

Für den Dirigenten ist das Werk ebenfalls ein Riesenherausforderung. Während die Rahmenakte von fast kammermusikalischer Intimität sind, geht es im Venedig-Akt richtig zur Sache. Auf der Bühne wie im Orchestergraben. Zuständig für die Bändigung der Klangmassen ist am Sonntag der Dirigent Will Humburg.

Premiere am Sonntag, 18 Uhr, in der Oper Bonn. Karten in den GA-Zweigstellen und bei hbonnticket.de.

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