Crosswind in Bad Honnef Der Geist der grünen Insel in Reinform

BAD HONNEF · Gefühlvolle Melodien voll zarter Romantik, vorgetragen mit Spaß, Charme und Esprit - ja, das war der Geist der grünen Insel in Reinform. Die vier jungen Irish-Folk-Talente von Crosswind starteten vor voll besetztem Saal ganz gemütlich in das neue Veranstaltungshalbjahr bei "Folk im Feuerschlösschen" (FiF) und besannen sich auf die friedliche blühende Wildromantik der irischen Landschaft.

 Die vier Musiker von Crosswind überzeugten bei FiF.

Die vier Musiker von Crosswind überzeugten bei FiF.

Foto: Crosswind

Mit ihren verspielten, vielschichtigen Klangdichtungen bewies das Vierergespann eindrucksvoll: Guter Folk muss nicht immer halsbrecherisch schnell sein - was zählt, sind Herz, Hingabe und Leidenschaft. Ein schöneres Einstiegskonzert hätte es kaum geben können.

Hätten die Nachwuchstalente aus dem Westen Deutschlands ihre Stücke nicht mit humorvollen Anekdoten angekündigt, man hätte ihre Musik kaum vom irischen Original unterscheiden können. Denn in ihrem handgemachten Folk steckte spürbar viel Herzblut - Crosswind versuchten nicht etwa, Irish Folk nachzuahmen, sondern machten selbst Irish Folk und gingen dabei ihren eigenen Weg. Was hier geboten wurde, war ein feinfühlig verwobenes Spiel der Kontraste. Auf der Bühne erwiesen sich die vier als die musikalische Liebesheirat zweier Duos: Ruhige Balladen und einfühlsame Songs waren die Spezialität von Violinistin Béatrice Wissing und Gitarrist Mario Kuzyna; Stefan Decker (Flöte, Whistle) und Sebastian Landwehr (Gitarre, Concertina) - beide aus Bonn - brannten hingegen für die quicklebendigen Reels und Jigs, die auf keinem wahren Irish-Folk-Konzert außen vor bleiben dürfen.

Gemeinsam verbanden sie ihre unterschiedlichen Ansätze zu einem faszinierenden Sound. Luftige Melodien trafen auf flotte Tanzlieder, eindringliche Refrains gingen Hand in Hand mit lebhaften Instrumentalstücken. Am besten waren Crosswind jedoch, wenn sie, akzentuiert von warmem mehrstimmigem Gesang, in der sehnsüchtigen Romantik ihrer Balladen schwelgten - und das, obwohl die Band aufgrund der angeschlagenen Stimme von Gitarrist Mario Kuzyna oftmals improvisieren und spontan dessen Gesangseinlagen übernehmen musste.

Für die Profis jedoch kein Problem: So entpuppte sich der harmonisch-beseelte Country-Folk von "Roseville Fair", einer der ersten Songs, die die Vier gemeinsam arrangierten, als ein Höhepunkt des Abends. Und Höhepunkte gab es zur Genüge, denn Decker, Kuzyna, Landwehr und Wissing schrieben Abwechslung groß. Ob das sanfte Instrumentalstück "The Apple Tree", das ebenso gemächliche wie nachdenkliche "Cruel River" oder die Ruhe und Getragenheit des schwedischen "Josephine's Waltz" - das Quartett brannte kein halsbrecherisches Speed-Folk-Feuerwerk ab, sondern legte lieber einen musikalischen Spaziergang durch die idyllischen Weiden Irlands ein. Selbst in ihren aufbrausendsten Momenten strahlten Crosswind eine bezaubernde Ruhe und Gelassenheit aus, die sich auch in ihrer Musik widerspiegelte. Und das war gut so. Der Beifall im Anschluss hätte kaum stürmischer ausfallen können.

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