Der Jubel ist verdient

Konzert zum 30. Geburtstag des Deutschen Musikwettbewerbs in Bonner Beethovenhalle

Bonn. An musikalischen Glückwünschen mangelt es nicht an diesem Abend: Nachdem das A-cappella-Ensemble amarcord mit einer brillanten Swing-Version der c-Moll-Fuge aus dem ersten Teil des Wohltemperierten Klaviers gratuliert hat, steuert das Beethoven-Orchester Bonn (BOB) als Zugabe schmissige Variationen über das Thema "Zum Geburtstag viel Glück" bei.

Dabei ist das ganze Konzert ein einziges großes Ständchen: 30 Jahre Deutschen Musikwettbewerb (DMW) gilt es zu feiern - drei Jahrzehnte Nachwuchsförderung, in deren Genuss seit 1975 170 Preisträger und 300 Stipendiaten gekommen sind.

Und da viele heute bekannte Musiker ihre Karriere mit der Teilnahme am DMW in der Beethovenhalle begonnen haben, kam für das Jubiläumskonzert kein anderer Ort in Frage. Mit dem BOB-Vorstand wurde man sich schnell einig, das Jubiläums- zu einem Benefizkonzert zu machen: Der Gesamterlös kommt der Bonner Aktion "Helfen steckt an!" für Afghanistan zugute.

Der von Dirigent Gerd Albrecht energisch polierte Orchesterglanz am Ende von Beethovens "Egmont"-Ouvertüre lässt die nachfolgende Begrüßung durch Martin Maria Krüger, Präsident des Deutschen Musikrates, etwas matt erscheinen, aber das geht vorüber.

Mit drei Liedsätzen der Romantik verschafft sich das ensemble amarcord - DMW-Preisträger 2002 - Gehör: Nichts wirkt gekünstelt, wenn die fünf Ex-Thomaner mit duftiger Präsenz Saint-Saens` Winterserenade trällern oder für Schuberts "Nachtgesang im Walde" ihre Stimmen mit vier Hörnern in Einklang bringen.

Dann steht Franz Liszts Klavierkonzert Nr. 1 Es-Dur auf dem Programm, ein genialer Wurf mit raffinierter Instrumentation und elegantem Solopart. Markus Groh, Wettbewerbssieger von 1993, lässt keinen Zweifel daran, wer hier der Virtuose ist.

Die traumverlorene Melodie des Adagio hat dabei nicht weniger Überzeugungskraft als die machtvolle Kadenz des Hauptmotivs, und wenn die dämonisch huschenden Klavierkaskaden im Scherzo mit dem Klirren der Triangel um die Wette glitzern, lässt sich das Orchester - zuvor nicht immer willens, Grohs Tempoverschärfungen zu folgen - gern mitreißen.

Sabine Meyer vertritt die erste Generation der Preisträger und zugleich die Gruppe derer, die es im Musikbetrieb bis ganz nach oben geschafft haben.

Ihre Interpretation von Aaron Coplands Konzert für Klarinette und Streichorchester zeigt alles, was die Klarinette kann: schneidend hoch, samtig tief, expressiv und jazzig beschwipst. Unter der Leitung von Cornelius Meister, 25 Jahre alt und bereits Generalmusikdirektor in Heidelberg, hält das BOB wacker mit.

Noch mehr auf Wirkung angelegt ist Alexander Glasunows Violinkonzert a-Moll, mit dem die diesjährige Preisträgerin Sophia Jaffé den glanzvollen Schlusspunkt setzt.

Die Kombination aus gesanglicher Melodik und solistischer Brillanz ist ein wenig glatt, aber unfehlbar, und Jaffé findet bei allen kraftvollen Doppelgriffen, virtuosen Läufen und Flageoletts immer wieder zu ihrem schlanken, ausdruckvollen Ton zurück. Der Jubel ist verdient.

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