Der Klang entsteht ganz tief in der Seele

Midori im Bonner Beethoven-Haus

Bonn. Sie scheint - eins mit ihrem Instrument, einer wundervollen Guarnerius del Gesù 'ex-Huberman aus dem Jahre 1734 - ganz und gar Ton, als entstehe die Musik, ihre Musik, tief in ihrer Seele und finde so ihren Weg zum Ohr des Zuhörers unmittelbar.

Bei Midori, die jetzt zusammen mit ihrem Klavierpartner Charles Abramovic das sechste der Kammerkonzerte im Beethoven-Haus bestritt, ist dieses Phänomen um so erstaunlicher, als es bei Werken so unterschiedlicher Komponisten wie Mozart, Beethoven und Grieg als Vertreter der klassisch-romantischen Literatur ebenso zu beobachten ist wie bei jenen des Neutöners Schönberg oder des Zeitgenossen Magnus Lindberg.

Und weil dies so ist, steht nicht zu befürchten, dass Griegs F-Dur-Sonate op. 8 an einem sentimentalischen Überschwang leide. Bei ihre erhält dieser Grieg eine völlig unspektakuläre Authentizität, eine geradezu intime Innigkeit.

Intimität zeichnet auch Mozarts e-Moll-Sonate KV 304 aus, von geradezu verstörender Schönheit dabei der schlicht gehaltene zweite Satz.

Beethovens c-Moll-Sonate, die Nr. 2 aus op. 30 für Klavier und Violine wird im Kopfsatz von eruptiver Kraft bestimmt, einem sehr erinnerlichten Adagio schließt sich das Scherzo an, bevor das Finale kontrolliert seinem Ende entgegenstürmt.

Eröffnet worden war das Konzert mit Lindbergs "Sonatas" von 1979, die ihre Spannung aus dem Gegeneinander von vehement Progressivem und kontemplativer Reflexion beziehen.

Dass Schönbergs späte Fantasie op. 47 zu Beginn des zweiten Teils im Spannungsfeld dieses Programms alles andere als "neu" klang, war eine weitere - und folgerichtige - Erfahrung dieses spektakulären Abends. Das Auditorium war hingerissen.

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