Steffen Popp im Haus der Bildung in Bonn Der Professor Popp und die Lyrik
Bonn · Steffen Popp ist Inhaber der Thomas-Kling-Poetikdozentur an der Universität Bonn. Im Haus der Bildung stellte er sich vor und äußerte sich zur Lage der Lyrik.
Ob er sich der Avantgarde zugehörig fühle, wird Lyriker Steffen Popp im Bonner Haus der Bildung gefragt. „Ich weiß nicht“, antwortet er. Und fügt erfrischend ungedrechselt hinzu: „Man schreibt, was man schreibt, und will nicht langweilen.“ Am Vorabend hatte Popp seine Antrittsvorlesung als neuer Inhaber der Thomas-Kling-Poetikdozentur an der Bonner Universität gehalten. Rund 24 Stunden später gewährte er auf Einladung des Bonner Literaturhauses und unter dem Motto „Bilderfeier und Bilderkritik“ Einblicke in sein dichterisches Schaffen.
Popp wurde 1978 in Greifswald geboren und wuchs in Dresden auf. 2006 veröffentlichte er den Roman „Ohrenberg oder der Weg dorthin“, außerdem vier Gedichtbände, zuletzt „Dickicht mit Reden und Augen“ und „118“. Seine Übersetzung der Lyrik von Elizabeth Bishop und die Lyrik-Anthologie „Spitz“ erschienen 2018, und gemeinsam mit Monika Rinck übertrug Popp auch Gedichte von Ben Lerner ins Deutsche. Ein fünfter eigener Gedichtband ist in Vorbereitung. Zur Rolle der Lyrik in Schule und Gesellschaft meinte Popp bei seinem Besuch im Haus der Bildung: „Gedichtinterpretation ist nach wie vor das Hassthema im Deutschunterricht. Das liegt aber nicht am Gedicht, sondern an der falschen Vermittlung.“ Dabei sei die Lyrik für das „eingezwängte 45-Minuten-Format“ im Schulbetrieb sogar hervorragend geeignet. „Die kurze Form des Gedichts spricht doch gerade heutzutage junge Menschen am ehesten an.“