Der Regen bringt Segen

Frank Haunschild und Norbert Gottschalk als "The Duo" im Bonner Arithmeum

Bonn. Frank Haunschild und Norbert Gottschalk hatten das Arithmeum restlos gefüllt. Die beiden Lokalmatadoren, die eigentlich eher auf internationalen Bühnen zuhause sind, waren an diesem Abend angetreten, um in der Reihe Concerto Discreto des Deutschlandfunk als "The Duo" zu imponieren. Im Gepäck hatten sie eine feine Mischung aus Jazz und Pop, unter anderem ein Stück von dem brasilianischen Volkshelden Milton Nascimento, "Traversa", das Gottschalk gefühlvoll und theatralisch mit dem englischen Text "Bridges" interpretierte.

Ein weiterer Brasilianer kam an diesem Abend zu Ehren: Antonio Carlos Jobim, der Gershwin des Bossa - von ihm spielten die beiden Musiker den "One Note Samba", leichtfüßig, klar und mit technischer Finesse. Gottschalk ist zweifelsohne einer der hervorragenden Jazzvokalisten Deutschlands, und neben seinen Solokünsten an Trompete und Flügelhorn ist er auch ein exzellenter Begleiter an der Gitarre.

Haunschild, der Gitarrist, hat mit "Die neue Harmonielehre" einen Klassiker der modernen Musikpädagogik verfasst, der auch ins Englische übersetzt wurde. Die beiden Musiker, die seit rund fünf Jahren zusammen arbeiten, überzeugten das Publikum des Weiteren mit Stücken von den Säulenheiligen des Jazz: Miles Davis, Chick Corea, Pat Metheny.

Die schönste Komposition des Abends stammte allerdings aus der Feder Haunschilds selbst. "Rainy Holiday" sei an einem verregneten Nachmittag im Urlaub entstanden, "an dem wir eigentlich draußen spielen wollten", so der gebürtige Bonner.

Die atmosphärisch dichten Tonlandschaften, mit denen der Haunschild die auch die Regentropfen an der Fensterscheibe auf seinem Instrument zum Klingen brachte, demonstrierten, dass er nicht nur in der Theorie ein Meister der Harmonielehre ist. Wünschen wir Frank Haunschild noch viele verregnete Ferientage - es ist gut für den Jazz!

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