Der Rhein als Dauerquell der Inspiration

Kölner Künstlerin Maf Räderscheidt holt sich im und am Siebengebirge Muße, Ideen und Objekte für ihre Bilder - Bekannt ist sie als "letzte Kupferstecherin Deutschlands"

Der Rhein als Dauerquell der Inspiration
Foto: Frank Homann

Siebengebirge. Nein, es ist nicht die Loreley, die da mit wehendem Haar auf einem dicken Stein mitten im Rhein sitzt. Vielmehr heißt die Dame Maf Räderscheidt, und ihr Arbeitsmittel ist nicht der Kamm, sondern der Pinsel.

Am Rhein ist die Kölner Künstlerin dennoch häufig anzutreffen, denn den Strom bezeichnet sie als "Dauerquell" ihrer Inspiration. Auf zahlreichen Spaziergängen zwischen Stenzelberg und Leyberg hat sie vor Jahren ihre "heimliche Liebe" zum Siebengebirge entdeckt, das sie seitdem nicht mehr losließ.

Der klassischen Rheinromantik will sie sich allerdings nicht verschreiben. "Dafür bin ich wohl zu progressiv eingestellt". Der künstlerische Schwerpunkt von Maf Räderscheidt liegt auf Druckgrafiken, Radierungen, Holzschnitten und Lithographien. Im Siebengebirge "hamstert" sie ihre Motive, produziert hier mehr als 50 Skizzen, bevor sie sich im heimatlichen Atelier an die Arbeit begibt.

Mit Fug und Recht darf sich die 55-Jährige als eine der letzten Kupferstecherinnen Deutschlands bezeichnen. Durchaus bewusst wirkt sie dabei auch als "Bewahrerin" der aufwändigen alten Techniken. Dass sie zeitraubende Techniken nicht scheut, beweisen etwa auch die Lasurtechnik, die sie bei ihren großformatigen Kohlezeichnungen anwendet.

Einige ihrer Radierungen zieren übrigens den aktuellen Katalog der Tourismus Siebengebirge GmbH. Sie setzen die markanten Punkte und Themen des Siebengebirges in ein künstlerisches Licht und leiten damit ein bestimmtes Thema ein, etwa die Zahnradbahn, die Schifffahrt oder die Museumslandschaft.

Geplant ist, die Radierungen in einer eigenen Reihe zu editieren. Familiär ist die Kölnerin - was die Kunst betrifft - nicht unvorbelastet: Immerhin gehörte ihr Großvater Anton Räderscheidt zu den festen Größen der rheinischen Kunstszene der 20er und frühen 30er Jahre und war ein Weggefährte des Malers Max Ernst und des Fotografen August Sander.

Und auch andere Familienmitglieder haben sich der Kunst verschrieben, die der Kölnerin somit in die Wiege gelegt worden ist. Nach ihrem Lieblingsplatz gefragt, nennt sie die "stillen Nischen".

"Ein Regentag im Heisterbacher Tal", sagt sie etwa, sei ein ähnlich positiver Einfluss auf die Seele wie all die Sagen und Märchen, die sich um die Berge und den Rhein ranken. "Man kommt sich klein vor, kann sich auch eigenes Scheitern bewusst machen und dann wieder zu seinen Stärken finden."

Und ohnehin: "Berge und Wasser - das vermittelt per se ein Feriengefühl."

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