"Heiße Zeiten" Der Soundtrack zur Menopause

köln · "Heiße Zeiten", die Wechseljahre-Revue von Regisseurin Gerburg Jahnke, kommt im Juli in den Kölner Musical Dome.

 Karrierefrau, Hausfrau, die "Junge" und die "Vornehme": (von links) April Hailer, Sabine Urig, Anna Bolk und Ines Martinez in "Heiße Zeiten - Die Wechseljahre-Revue".

Karrierefrau, Hausfrau, die "Junge" und die "Vornehme": (von links) April Hailer, Sabine Urig, Anna Bolk und Ines Martinez in "Heiße Zeiten - Die Wechseljahre-Revue".

Foto: Oliver Fantitsch

Die Stewardess räkelt sich am Rande einer Flughafenhalle, sie ist groß, blond, trägt einen kurzen Rock und - sie ist ein Mann. In der Wechseljahre-Revue "Heiße Zeiten", die derzeit im Deutschen Theater in München gastiert und im Juli im Kölner Musical Dome Station macht, ist alles anders: Junge Männer liefern als musizierende Flugbegleiterinnen an Gitarre, Bass, Schlagzeug und Klavier den Soundtrack zur Menopause. Sie werden zur Dekoration im "Wartesaal Wechseljahre", in dem die Frau mittleren Alters den neuen Lebensabschnitt zelebriert, über den so lange nicht geredet und schon gar nicht gesungen wurde.

Eingecheckt haben vier Frauen zwischen Ende 30 und Ende 50, die nicht nur auf den verspäteten Flug nach New York warten, sondern auch darauf, dass sich ihr Leben gefälligst endlich ändert. Da trifft die Hausfrau (Sabine Urig), die zum ersten Mal fliegt und für ihren Mann "extra für eine Woche vorgekocht hat", auf die Karrierefrau (April Hailer), die nach einem One-Night-Stand ("mit Dietrich, Dieter oder Dirk?") die wichtigen Präsentationsunterlagen fürs Meeting vergessen hat.

Die "Vornehme" (Ines Martinez) im Chanel-Kostüm reibt sich auf zwischen ihrer verwöhnten Tochter und ihrem Vater, der schon wieder aus dem Seniorenheim ausgerissen ist, und die "Junge" (Anna Bolk) hört nichts mehr außer dem Ticken ihrer biologischen Uhr und hat auf dem Weg zur In-vitro-Fertilisation ihren zeugungsunfähigen Verlobten zurückgelassen.

Natürlich präsentieren die Autoren Tilmann von Blomberg und Bärbel Arenz klischeebeladene Stereotype, aber mit ihnen gelangt eines der letzten Tabuthemen inklusive Beckenbodenübungen gegen Blasenschwäche auf die Bühne. Die rund 1600 überwiegend weiblichen Zuschauer im Deutschen Theater in München jedenfalls reagierten mit Beifall und im Stehen dargebrachten Ovationen so euphorisch, als wollten sie sagen: "Endlich traut sich's mal einer."

Wenn die Hausfrau "Ich freu mich auf die Wechseljahre" anstimmt (zum Hit "Amarillo" von Tony Christie) und die so unterschiedlichen Typen sich beim gemeinsamen "Bauch-Beine-Po-Work-out" nicht nur rhythmisch annähern, glaubt man Regisseurin Gerburg Jahnke (die eine Hälfte des ehemaligen Kabarett-Duos Missfits), dass sich die großen und kleinen Krisen des Klimakteriums gemeinsam besser ertragen lassen.

Die vier Protagonistinnen singen schließlich vereint zu adaptierten Songs (etwa von Frank Sinatra, Tina Turner oder Nina Hagen) über Haarausfall, Harndrang und Hitzewellen, sprechen sich Mut zu ("In Thailand gelten Hitzewallungen als Eintritt in eine höhere Sphäre"), überhören die pseudo-schlauen Flughafendurchsagen ("60 Prozent der Frauen klagen während der Wechseljahre über eine verstärkte Gewichtszunahme") und genießen die 300-Euro-Pfirsich-Creme aus dem Duty-free-Shop als Dessert anstatt als Faltenkiller, bis sie das griechische Wort Klimakter tatsächlich als neue Lebensstufe, als Höhenflug begreifen - und abheben.

Die Wechseljahre-Revue "Heiße Zeiten" gastiert vom 4. Juli bis zum 29. Juli im Kölner Musical Dome. Der Kartenvorverkauf in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen und bei bonnticket.de hat begonnen

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