Kompanie bo komplex in der Brotfabrik Der Tänzer geht auf Höllentour

BONN · Olaf Reinecke vollführt in der Premiere von "Büchsenlicht", der jüngsten Produktion der Tanzkompanie bo komplex in der Brotfabrik, einen tänzerischen Gewaltakt.

Der Mann marschiert auf das Publikum zu. Entschlossen, aufrecht und hoch konzentriert. "Ich verachte mein Unvermögen", sagt der Mann. "Ich bin Tänzer." Diffuses Licht, gespendet aus Konservendosen, umgibt ihn. Dann dreht er sich um, steuert auf das andere Ende des Tanzbodens zu. Er legt sich hin, rollt sich ein, reckt sich, rotiert. Die Reise des Tänzers hat begonnen. Es ist, natürlich, eine Reise voller Strapazen.

Olaf Reinecke vollführt in der Premiere von "Büchsenlicht", der jüngsten Produktion der Tanzkompanie bo komplex in der Brotfabrik, einen tänzerischen Gewaltakt. Die Choreografie von Bärbel Stenzenberger illustriert die divergierenden Seelenzustände des Künstlers. Der Tänzer wird angetrieben durch eine quälende wie erleuchtende Mixtur aus Vorsicht und Exzess.

Er zaudert, kriecht, aalt sich über den Boden. Dann wirkt er wie fast zu Tode gehetzt. Unterstützt wird diese sehenswerte Höllentour durch ein punktgenaues (Büchsen-) Lichtdesign von Markus Becker und eine verstörend atmosphärische Musikcollage von Karel Vanek: Frequenzton-Irrlichter, Klänge von physikalischen Messgeräten, brummende und wummernde Industrial-Sounds.

Am Ende scheint sich Reinecke regelrecht in den Bühnenboden hinein zu graben: In dem Tänzer flammen erneut grundlegende Zweifel auf. Dabei hatte er doch kurz zuvor erst seinen Triumph, im glitzernden Konfettiregen. Nach dem Tanz ist vor dem Tanz.

Nächste Aufführungen: 4./5. Januar, 20 Uhr, in der Brotfabrik.

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