Dernauer Jugendgruppe spielt "Romeo und Julia"

In Shakespeares Tragödie sterben beide, in Bernsteins Musical nur noch einer und in Dernau keiner mehr. So viel sei verraten. Die berühmteste Liebesgeschichte der Weltliteratur hat sich die Jugendgruppe des Theaterverein "Eintracht" Dernau in diesem Jahr vorgenommen.

 Bei der Probe: Romeo (rechts, David Fuhrmann) diskutiert mit Julia (Jula Schmitz).

Bei der Probe: Romeo (rechts, David Fuhrmann) diskutiert mit Julia (Jula Schmitz).

Foto: Martin Gausmann

Dernau. In Shakespeares Tragödie sterben beide, in Bernsteins Musical nur noch einer und in Dernau keiner mehr. So viel sei verraten. Die berühmteste Liebesgeschichte der Weltliteratur hat sich die Jugendgruppe des Theaterverein "Eintracht" Dernau in diesem Jahr vorgenommen.

Allerdings heißt die Vorlage nicht bloß "Romeo und Julia" sondern "Romeo und Julia - Reloaded" und ist geschrieben von Norbert Franck. Wie der Titelzusatz andeutet, wird sich die Handlung auf der Bühne des Dernauer Winzervereins an diesem Wochenende nicht um zwei verfeindete Familien zur Renaissancezeit in Verona drehen und auch nicht um rivalisierende Banden im New York der 1950er Jahre.

Vielmehr verlieben sich der Realschüler Romeo und die Gymnasiastin Julia an einem fiktiven Dernauer Schulzentrum, an dem die Theatergruppe ebenfalls Shakespeare probt. Das war es auch, was Vereinsmitglied Julia Bertram bei der Auswahl des Stücks für die Theaterjugend so gut gefallen hat: Die Verlegung des Stoffes, der seit Jahrhunderten die Menschen fesselt, in die Gegenwart.

"Außerdem geht es um Probleme, die junge Menschen heute haben: Jungs und Mädels, die zwischen ihrer großen Liebe und den eigentlichen Freunden stehen. Das Stück ist lebensnah und viele können Mitspielen", erklärt die amtierende Dernauer Weinkönigin, die mit der Theatergruppe aufgewachsen ist.

Diesmal mimt sie, wie ihre ebenfalls theatererprobte Weinköniginnen-Kollegin Annekathrin Hess aus Mayschoß, eine der Schülerinnen. Für eine Hauptrolle lassen ihr das Studium und das Majestäten-Amt momentan keine Zeit, allerdings hat Julia Bertram mehrere Drehbücher gelesen, und schon beim ersten Lesen von "Romeo und Julia - Reloaded" ihre Vereinskameraden in einzelnen Rollen gesehen.

So sei das Verteilen der Parts nicht allzu schwierig gewesen. David Fuhrmann spielt den Romeo, Jula Schmitz die Julia. Er ist der Sohn einer Eisverkäuferin, die die Tochter aus gutem Hause, was wie in der historischen Vorlage zu Konflikten führt. Da keifen sich dann auch schon mal die Eltern an, oder wird einer mit einem Faustschlag niedergestreckt.

Auf der Bühne ist jedenfalls gehörig was los. Livemusik gibt es außerdem: Ein kleines Ensemble spielt klassische Klänge, und am Ende rappen die Mitspieler ein Plädoyer fürs Theaterspiel: "Wir zeigten eine Story, die jeder kennt, die sich einfach Romeo und Julia nennt, und wer das kennt liegt voll im Trend, denn Zuschauen beim Theater macht so intelligent".

Nach "Pünktchen und Anton" 2006 und "Die zertanzten Schuhe" 2008 ist "Romeo und Julia - Reloaded" das dritte Stück der Dernauer Theaterjugend, bei dem keiner speziell die Leitung oder Regie hat und die Verantwortung auf vielen Schultern verteilt ist - von den Plakaten bis zu den Requisiten.

Dafür haben einige der Akteure der örtlichen Eisdiele die mannshohe Deko-Eistüte "abgeluchst" und andere alte Kinosessel besorgt. 20 Leute im Alter von 16 bis 23 Jahren wirken an der Inszenierung mit, die sie seit August einstudieren. Liebe und Klassenunterschiede sind ebenso große Themen wie Toleranz und Integration. "Romeo und Julia" ganz neu aufgelegt, oder eben: reloaded.

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