Philharmonie Köln Deutsche Kammerphilharmonie Bremen begeisterte

KÖLN · Die Geiger dieser Welt lieben das Violinkonzert von Jean Sibelius, und auch ihr Publikum ist ganz vernarrt in dieses Stück. Damit steht der Komponist sich sozusagen selbst ein bisschen im Weg. Zumindest wenn es um die hübschen kleinen sechs Humoresken geht, die er ebenfalls für Solovioline und Orchester komponierte.

 Pure Spielfreude: Geiger Pekka Kuusisto.

Pure Spielfreude: Geiger Pekka Kuusisto.

Foto: Thomas Brill

Der finnische Geiger Pekka Kuusisto spielte sie beim jüngsten Kölner Gastspiel der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter Leitung von Paavo Järvi als eigenständiges Hauptwerk - und machte sie damit zur Attraktion eines Abends, der überwiegend Robert Schumanns Werk gewidmet war.

In Kuusisto haben die kleinen Miniaturen ihren Meister gefunden. Zwar hatte der leger auftretende Finne einen Notenständer vor sich stehen, doch in die Blätter schaute er beinahe gar nicht. Lieber wandte er sich den Musikerkollegen im Orchester zu, um das Ganze wie eine kleine Session wirken zu lassen. Sein Spiel wirkte frei, wie aus dem Augenblick heraus. Kuusisto mag das virtuos Verspielte (op. 87 Nr. 2) dieser Musik ebenso wie das schlicht Volkstümliche, das in der Humoreske op. 89 c mit hübschen Flageolett-Passagen garniert wird.

Hübsch waren auch die beiden Zugaben: In der ersten spielte er über einen von den Orchestermusikern gesummten Ton eine melancholische finnische Weise, wobei er mit der Geige auch seine eigene Singstimme umspielte, in der zweiten trug er mit Konzertmeister Florian Donderer eine mitreißende Polka vor.

Die Stimmung im Publikum war toll, und es hätte ewig so weitergehen können, doch Schumanns zweite Sinfonie wartete noch. Nach dem sensationellen Beethoven-Projekt der vergangenen Jahre liegt seit 2010 der Fokus auf den Orchesterwerken des Komponisten. An diesem Abend gelang den Bremern mit der Sinfonie eine Interpretation, die man als beseelten Perfektionismus bezeichnen kann. Hier sah man übrigens auch Kuusisto wieder, nun eingereiht unter den ersten Geigen.

Die Bremer pflegen einen zupackenden Stil, wobei das Klangbild zugleich leicht und transparent bleibt. Wenn Schumann so gespielt wird, erkennt man, dass er gar nicht so übel instrumentiert hat, wie immer wieder kolportiert wurde. Dem Sog des Scherzos hat man sich an diesem Abend jedenfalls nicht widersetzen können. Auch die Intensität, mit der das Ensemble unter Paavo Järvis Leitung die Ausdruckstiefe des langsamen Satzes auslotete, war ehrfurchtgebietend.

Demgegenüber besaßen Schumanns Ouvertüre zu Goethes "Hermann und Dorothea" sowie die "Ouvertüre, Scherzo und Finale" in der ersten Hälfte des Konzertes weit weniger Dynamik.

Nach dem offiziellen Programm verabschiedeten sich die Bremer mit ihrer Lieblingszugabennummer, Siblius' "Valse triste".

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