Interview-Video beschlagnahmt Deutsche Welle klagt gegen die Türkei

Bonn · Der Auslandssender Deutsche Welle fordert die Herausgabe eines beschlagnahmten Interview-Videos der Sendung „Conflict Zone“ von Michel Friedman. Der Intendant Peter Limbourg verurteilt das Vorgehen der türkischen Behörden: „Dieser Vorgang hat mit Rechtsstaatlichkeit und Demokratie nichts mehr zu tun.

 Michel Friedman

Michel Friedman

Foto: picture-alliance/ dpa

Die Deutsche Welle (DW) hat beim Zivilgericht in Ankara Klage auf Herausgabe eines beschlagnahmten Videos eingereicht. Als „normales Konflikt-Interview“ hatte Michel Friedman das Gespräch mit dem türkischen Minister für Jugend und Sport, Akif Cagatay Kilic, bezeichnet, das er Anfang September für das Format „Conflict Zone“ der Deutschen Welle in Ankara geführt hatte.

Der streitbare Journalist sprach heiße Themen an, wollte mit dem Minister über Kurdenpolitik reden, über die Incirlik-Frage, Anti-Terror-Gesetze und die Selbstbestimmung der Frauen. „Während des Interviews merkte man, dass der Minister ,not amused' ist, andere Fragen gerne bekommen hätte, die Fragen, die gestellt wurden, weniger gerne beantworten hat wollen“, sagte Friedman in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk.

Nach dem Interview in Ankara habe der Pressereferent von Kilic den DW-Kameramann gezwungen, ihm den Chip mit dem Interview auszuhändigen, so Friedman weiter. Kilic selbst bestritt die Beschlagnahme per Twitter, man habe lediglich gefordert, es nicht auszustrahlen.

DW-Intendant Peter Limbourg verurteilte das Vorgehen der türkischen Behörden: „Dieser Vorgang hat mit Rechtsstaatlichkeit und Demokratie nichts mehr zu tun. Wir fordern die türkische Seite nun auf dem Rechtsweg zur unverzüglichen Herausgabe unseres Videomaterials auf.“

Limbourg erhält Unterstützung durch den DW-Rundfunkrat. Vorsitzender Prälat Karl Jüsten sagte dazu: „Wir treten für die uneingeschränkte Freiheit der Presse ein. Die Türkei ist mit Europa eng verbunden. Das bringt aber auch die Achtung von demokratischen Grundprinzipien wie der Pressefreiheit mit sich“, heißt es in einer Mitteilung der Welle. Dort liest man auch über das Profil der von Friedman und Tim Sebastian moderierten Sendung: „,Conflict Zone' ist knallhartes Ringen um Positionen und Wahrhaftigkeit.“

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