Junges Theater Bonn Deutschsprachige Erstaufführung des Kinderstückes "Room on the Boom"

BONN · Sie sind eine lustige Truppe - ein bisschen wie die reisenden Komödiantenfamilien aus früheren Zeiten. Die Schauspieler laufen schon vor der Vorstellung auf der Bühne und im Zuschauerraum herum, improvisieren, spielen Verstecken und sprechen das Publikum an. Das wird auf diese Weise ganz allmählich in die Geschichte hineingezogen.

 Lustige Truppe: Das Hund-und-Katz-Ensemble.

Lustige Truppe: Das Hund-und-Katz-Ensemble.

Foto: Jennifer Zumbusch

Das Stück "Für Hund und Katz ist auch noch Platz" richtet sich an Zuschauer ab vier Jahren. Die kennen die Spieler also schon, bevor es dunkel wird im Jungen Theater Bonn (JTB). Tiefe Nacht sogar mit einem riesigen Vollmond. Wenn die beiden Männer nicht so furchtbar schnarchten, könnte man nun träumen.

Doch am Firmament erscheint ein seltsamer Komet: Vielleicht tatsächlich eine echte Hexe auf ihrem Besen? Die Inszenierung von Toby Mitchell lässt nie einen Zweifel daran, dass alles nur gespielt ist. Die deutschsprachige Erstaufführung des in England kürzlich für den Olivier-Award nominierten Kinderstückes "Room on the Boom" ist nach den beiden "Grüffelo"-Stücken bereits die dritte Koproduktion des Jungen Theaters Bonn mit der von Toby Mitchell und Olivia Jacobs geleiteten Londoner Company "Tall Stories".

Von den "Grüffelo"-Erfindern Julia Donaldson und Axel Scheffler stammt auch das Bilderbuch "Für Hund und Katz ist auch noch Platz".Im zauberhaften Bühnenbild von Morgan Large, der auch die fantastischen Kostüme entworfen hat, wachsen Besen aus den Bäumen. Hexen benutzen bekanntlich Besen als Fluggeräte. Die temperamentvolle Andrea Brunetti ist eine wirklich nette Hexe.

Diese hat zwar mit dem Zaubern kleine Probleme und überlässt die Navigation gern ihrer Katze. Die ist natürlich stets schuld, wenn eine Landung nicht ganz perfekt gelingt. Katharina Felschen spielt hinreißend witzig das getigerte Tier, das nicht immer begeistert ist von den Eskapaden seiner Herrin. Ein böser Drache irgendwo am Ende der Welt ist das aktuelle Flugziel.

Da vergeht selbst einer tapferen Besenpilotin das Schnurren. Aber Fliegen ist toll, und wenn man singend und tanzend so munter abhebt wie das ganze Ensemble (diesmal nur die erwachsenen Profis des JTB), wird daraus eine himmlische Show. Echt süß ist ja der wuschelige kleine Hund, der brav den weggeflogenen Zauberhut der Hexe apportiert.

Aber dem mondsüchtigen Vieh dafür gleich einen Platz auf dem Besenstiel einzuräumen, findet die Katze doch etwas übertrieben. Riesenspaß machen die von Yvonne Stone gestalteten Tierpuppen, herrlich komisch zum Leben erweckt von den Schauspielern Jan Hermann (Hund und Frosch) und Bernard Niemeyer (Vogel).

Die grün schillernd gefiederte Diva hat ihren Zugvogelschwarm in den Süden verpasst und möchte auf dem Düsenbesen zum Strandurlaub sausen. Am verrücktesten ist jedoch der Frosch auf der Flucht vor dem fiesen Kussmund einer Prinzessin. Jan Hermann verleiht dem zwielichtigen Pfützentaucher einen solch kriminellen französischen Akzent, dass sogar der Hund fremdsprachig zu bellen beginnt.

Leider bringt das freche Frosch-Leichtgewicht ein paar Gramm zu viel auf den Besen. Der Absturz im Sumpf ist zwar weich, aber dort hat ein feuerroter Drache (Bernard Niemeyer) kannibalischen Appetit auf Hexe mit Pommes. Oder gegrillte Kinderwurst Glücklicherweise hat die Hexe im Flug ein paar animalisch schlaue Freunde gewonnen.

Gemeinsam kann die ganze Crew sogar richtig zaubern. Mit dem neuen Luxus-Hexenbesen ist der flotte Rückflug für alle Passagiere gesichert. Das fabelhaft präzis agierende Schauspielerquartett sorgt zudem dafür, dass das kindliche Publikum nach dem fantastischen dramatischen Höhenflug in die Magie des Theaters wieder in der Wirklichkeit ankommt.

Die atemberaubend lustige pausenlose Flugstunde macht jedoch auch Eltern und Großeltern so viel luftiges Vergnügen, dass beim nicht enden wollenden Premierenapplaus die Anschnallpflicht greifen musste.

Info: Nächste Familien-Vorstellungen am 25./26. Mai und am 16.Juni, jeweils 15 Uhr. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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