Pantheon Casino Die Afro Lounge Brothers mit der Hammond B3 im Gepäck

BONN · Er frage sich immer, ob es sich denn lohne, das 180-Kilo-Ding zu transportieren, zum Beispiel von Köln nach Bonn. Als Hayden Chisholm seine Bedenken äußerte, war das Konzert der Afro Lounge Brothers im Pantheon Casino zum Entsetzen des berauschten Publikums leider fast schon vorbei und der Beweis erbracht: Es hatte sich wirklich gelohnt, die Hammond B3 nach Bonn zu schaffen.

 Kochende Rhythmen: Die Afro Lounge Brothers mit (von links) Pedja Avramovic, Hayden Chisholm und Bruno Müller.

Kochende Rhythmen: Die Afro Lounge Brothers mit (von links) Pedja Avramovic, Hayden Chisholm und Bruno Müller.

Foto: Robert

Das Publikum bekräftigte es - und ein scheues Lächeln huschte über das Gesicht des Organisten Pedja Avramovic. Das vielleicht erste des Abends. Der hatte begonnen mit dem Anblick des bulligen Spieltischs der Hammond B3, des kühlschrankgroßen Rotationslausprechers und den wuchtigen ersten Akkorden, die mühelos den Kölner Dom beschallt hätten.

Nach wenigen Minuten auf Casino-Dimensionen zurückgeschaltet, stellte sich die Hammond B3 in den Dienst der Afro Lounge Brothers und entführte die Besucher in die Orgel-Opulenz eines Jimmy Smith der 60er Jahre. Dessen legendärem Quartet war auch die Besetzung mit Gitarre (Bruno Müller), Saxofon (Chisholm) und Schlagzeug (Hendrik Smock) nachempfunden. Mit pumpenden, kochenden, blubbernden Grooves, schrillen, lauten Tönen, die sich gefühlte 20 Takte lang wie ein langer Schmerz ins Hirn gruben, mit blitzschnellen Läufen und rhythmisch variierend ins Manual gehackten Akkorden gab die Hammond mit Avramovic buchstäblich den Ton an.

Der Abend kreiste um den Blues mit seinen tausend Möglichkeiten der Improvisation, was weidlich genutzt wurde. Auf dem Zettel standen Klassiker wie "Beggar for the Blues", Jimmy Smiths "Who's afraid of Virginia Woolf?" mit hinreißenden Soli von Gitarre und Saxofon und "The Sermon", auch unvergesslich in Smiths Interpretation. Das Herz ging auf mit der Ballade "It could happen to you" und floss über mit einer mustergültigen Interpretation von "Cherokee", bei der dieses Ensemble seine ganze Klasse zeigen konnte: Spannender Dialog zwischen Orgel und Gitarre, ein unglaublich nuancenreiches Schlagzeug und am Ende ein Saxofon, das das "Cherokee"-Thema verführerisch wie eine Schlange aufsteigen ließ. Ein großer Abend in der Casino-Reihe und ein Appetizer auf das neue Album der Afro Lounge Brothers, das im Herbst verwartet wird.

Nächstes Konzert im Casino: Am 4. Mai gastiert das Bonn Jazz Orchester auf der Casino-Bühne. Beginn 20 Uhr. Karten: bonnticket

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