Die Antwort auf Uri Geller

In der Endenicher Kunsthalle E105 begegnet man beim "Blind Date" fünf jungen Künstlern, einer Holzkiste und surrealistischen Welten

Die Antwort auf Uri Geller
Foto: Fischer

Bonn. Wer sich auf ein "Blind Date" einlässt, der mag das prickelnde Gefühl der bangen Erwartung. Der glaubt an unvorhersehbare Möglichkeiten und kalkuliert dennoch ein, dass die Begegnung enttäuschend verlaufen könnte. Dieses Risiko bewerteten die Besucher im E105, der Halle für Kunst und Design in Endenich, offensichtlich gering, denn der Andrang zur Eröffnung der Ausstellung "Blind Date" war enorm.

Fünf junge Künstler nutzten das Zusammentreffen, um ihre durchweg eigenständigen künstlerischen Positionen zu schärfen. Da passte auch ein Überraschungsgast, den Galerist Bernhard Zünkeler drei Tage zuvor bei einem Rundgang an der Düsseldorfer Kunstakademie entdeckt hatte, ins Bild.

Yvonne Wilczynski spielt in ihrer Videoarbeit raffiniert mit Illusionen. Mit Unterstützung einer Assistentin, die knappe Anweisungen gibt, zeichnet die Künstlerin im Video mit verbundenen Augen das Porträt eines Mannes. Hin und her gerissen zwischen ehrfurchtsvollem Staunen und der rationalen Erkenntnis, das hier eine nette Scharlatanin am Werk sein muss, sieht sich der Betrachter unversehens mit seinen eigenen Erwartungen konfrontiert. Die ironische Antwort auf Uri Geller und seine Nachfolger.

Etwas geheimnisvoll präsentiert sich auch die etwa drei Meter hohe Holzkiste, die Claudia Gienger in die Galerie baute. Durch eine Klappe blickt der Besucher in einen Raum, der direkt aus einem Traum importiert sein könnte. Aus zwei Tonnen Ton modellierte die Künstlerin eine Szenerie mit einem Stuhl, der zur Decke zu wachsen scheint.

Der frische Ton - er wird regelmäßig angefeuchtet - verströmt einen intensiven erdigen Geruch und macht das Traumbild perfekt. Die Bilder von Michael Sistig, er ist der einzige Maler in der Ausstellung, sind ebenso realistisch wie unkonventionell. Das traditionelle Leinwandbild hat Sistig durch ein auf Ästen gespanntes Baumwolltuch ersetzt.

Durch die Asymmetrie und Durchbrechungen ergibt sich ein neues bildnerisches Bezugssystem, in das der Künstler seine surrealistischen Welten setzt. In der "Blicktotenkapelle" tragen die Menschen, die sich auf einer Dorfstraße versammelt haben, ihre Augäpfel im Mund oder in den Händen. Weniger unbehaglich, trotz der verwendeten Disteln und Kletten, wirken die Arbeiten von Amely Spötzl.

Die in Bonn längst bekannte Künstlerin verwendet pflanzliche Materialien für ihre fragilen Objekte. Deren anziehende Ästhetik speist sich sowohl aus der pflanzlichen Formschönheit als auch aus ihrer künstlerischen Neuverwertung. An Schönheit ist Taka Kagatami hingegen überhaupt nicht interessiert. Er bearbeitet und kombiniert Alltagsgegenstände und verrückt sie in eine Kunstwelt, in der alles möglich ist. Sein Credo: "Ich will keine Erwartungen erfüllen, das wäre langweilig."

E105 - Halle für Kunst und Design, Endenicher Straße 105, bis 12. April. Di-Fr 14-18, Sa 10-18 Uhr, Katalog

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