Alter Malersaal in Bonn "Die arabische Prinzessin" - Ein Riesenspaß für die ganze Familie

BONN · Tanten sind bekanntlich dazu da, um Kindern Geschichten zu erzählen. Zum Beispiel das Märchen von der "Arabischen Prinzessin": Die verwöhnte Prinzessin Amirah verliebt sich Hals über Kopf in den armen Fischverkäufer Jamil. Der Junge ist wirklich hübsch, aber ziemlich faul.

 Begeisterung pur: Szene aus der "arabischen Prinzessin".

Begeisterung pur: Szene aus der "arabischen Prinzessin".

Foto: Lilian Szokody

Wenn er nicht über eine so schöne Stimme verfügte, hätte Amirah sich wohl für ein standesgemäßes Heirats-Objekt entschieden. Gesang ist also der Grund, weshalb das eigenwillige Mädchen Jamil von ihren drei Hofdamen als Beute vom Fischmarkt in den Palast entführen lässt, was bei Hofe für einiges Naserümpfen sorgt.

Und den Pfeil des blond gelockten kleinen Amor nach hinten losgehen lässt. "Cupido im Palast erschossen" lautet die flotte Schlagzeile einer Boulevardzeitung. Der Knabe hat's freilich leicht lädiert überlebt und darf weiter mitspielen in der bezaubernden musikalischen Komödie, die der Regisseur Jens Kerbel mit hinreißendem Einfallsreichtum im Alten Malersaal auf die Bühne gebracht hat.

Der in Bilbao geborene Komponist Juan Crisóstomo Arriaga (1806-1826) starb kurz vor seinem 20. Geburtstag in Paris. Die Musik dieses Wunderkindes verband 2011 die Oper Leipzig mit einem arabischen Märchen. Ekaterina Klewitz, Leiterin des Kinder- und Jugendchors der Oper Bonn, hat zusammen mit Jens Kerbel eine Bonner Fassung erarbeitet. "Die arabische Prinzessin" ist ein Singspiel mit Anklängen an Mozart und für junge Stimmen höchst anspruchsvollen Solopartien. Das junge Ensemble bewältigt seine Aufgaben - gesungen wird übrigens sehr textverständlich - unter der musikalischen Leitung von Ekaterina Klewitz bravourös.

Ein kleines Stimmwunder ist der junge Tenor Julian Kokott als charmanter Jamil, der sich zwar zurichten lässt als Prinzgemahl, es aber irgendwann satt hat, nur der aus der Gosse aufgelesene tolle Hecht der koketten Amirah zu sein und sich aus dem höfischen Staub macht. Zusammen mit seinem ständigen Begleiter, dem Barsch. Was Josephine Löschner (in anderen Vorstellungen Melissa Reuter) bei der Premiere aus dieser fischigen Rolle machte, ist ein komödiantisches Glanzstück. Nie bewahrte ein Flossentier selbst unter massivem Alkoholeinfluss eine solch stabile Grätenhaltung.

Wobei die Kostüme von Mathilde Grebot eine echte Augenweide sind. Staunenswert ist auch die junge Sopranistin Katharina Liebhardt (alternierend mit Josefine Heller), die alle hohen Klippen der Amirah-Partie perfekt meistert. Die fürstliche Hochzeit inklusive munter herumkurvendem Papa-Mobil und Queen-Mum ganz in Rosa, ist ein Riesenspaß.

Per Wal-Schiff geht's auf die dramatische Suche nach dem entschwundenen Geliebten. Glücklicherweise haben Geschichten oft mehrere Wendungen. Daran hat schon der geheimnisvolle Geschichtensammler (Camilla Heldt / Johannes Ipfelkofer), der sich als düsterer Vergessensfürst entpuppt, keinen Zweifel gelassen. Zudem singt Tante Safah (großartig: Carina Schwarzenberg / Lina Hoffmann) nicht nur eine zutiefst berührende Sehnsuchtsarie, sondern hat auch ein Geheimnis. Das muss ihr kleiner Neffe Ali (entzückend: Sophie Bade / Alica Camp) noch nicht ganz verstehen.

Wunderbar transparent musiziert jedenfalls das brillant klingende Orchester der Jungen Oper Bonn. Die verschiedenen Erzählebenen illustriert das fabelhafte Bühnenbild von Ansgar Baradoy. Nach pausenlosen 80 Minuten war das begeisterte Publikum bei der restlos ausverkauften Premiere davon mehr als überzeugt.

Info: Nächste Vorstellungen am 22. / 23. / 28. und 30.6., um 18 Uhr. Karten gibt es bei Bonnticket oder in den GA-Zweigstellen.

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