Britischer Indie-Pop Die Editors begeistern in Köln

Köln · Vor ausverkaufter Kulisse mit 4000 Fans zeigen die Musiker um Frontmann Tom Smith ihren Ausnahmerang. Der Sänger zeigte, dass er auch ganz entspannt singen kann.

 Stimme mit Gefühl: Editors-Frontmann Tom Smith .

Stimme mit Gefühl: Editors-Frontmann Tom Smith .

Foto: Thomas Brill

Die Editors, ohne das ansonsten typische „The“ der meisten Brit-Pop-Bands, haben nicht erst abgewartet, wie das erst vor knapp drei Wochen veröffentlichte Album „Violence“ bei ihrer Fangemeinde ankommt. Das Quintett aus Birmingham beweist Selbstbewusstsein, und sein Mut sollte nicht enttäuscht werden, denn das Kölner Palladium ist mit rund 4000 Fans, darunter zahlreiche aus den Niederlanden und Belgien, restlos ausverkauft.

Seit dem Debüt mit „The Dark Room“ 2005 mussten sich die „Redakteure“ mit ebenso redundanten, wie überwiegend ungerechtfertigten Plagiatsvorwürfen herumschlagen. Referenzen zu Joy Division, Echo & The Bunnymen bis hin zur aktuellen Konkurrenz wie The Bravery oder Interpol wurden ständig bemüht. Doch was kann Sänger Tom Smith letztlich dafür, wenn seine Baritonstimme über ein ähnlich düster klingendes Timbre wie Ian Curtis von Joy Division verfügt, und warum sollte er seine Emotionen nicht in ähnlicher Sound-Manier ausdrücken dürfen?

Ein bisschen Theatralik à la David Bowie

Doch im Konzert kommt es zunächst ganz anders. Mit „Hallelujah (So Low) setzen die Editors ein Ausrufezeichen der besonderen Art, indem sie Folk mit akustischer Gitarre, Synthie-Pop, Industrial-Eruptionen und einen Choral auf wundersame Weise zusammenfügen. Von wegen „so low“, bereits jetzt demonstriert die Band, auf welcher respektablen Höhe sie sich qualitativ befindet. Das folgende „A Ton of Love“ könnte den Plagiats-Befürwortern zuspielen, da die Gitarre klingt, als hätte sich The Edge von U2 einen Beatles-Song vorgenommen. Anderen, neuen Songs wie „Violence“, bei dem eine leichte Anlehnung an Coldplay nicht zu verleugnen ist, wie übrigens auch bei „No Harm“, bei dem noch ein bisschen Theatralik à la David Bowie hinzukommt, sieht man die Referenzen jedoch gern nach, zumal in Bezug auf Coldplay das Editor-Resultat ungleich kraftvoller, dynamischer und atmosphärisch vielschichtiger klingt. Für Stimmungshöhepunkte unter den Fans sorgen gleichwohl ältere Songs wie „Blood“, der Klassiker „Munich“ oder „In This Light and on This Evening.

Aber Tom Smith kann auch ganz entspannt, wie das akustische „No Sound But the Wind“, das er bei den Zugaben solo singt, beweist. Begeisterter Jubel markiert nicht nur das Finale eines herausragenden Konzerts, sondern auch die begeisterte Zuversicht, dass mit den Editors auch in Zukunft gerechnet werden kann.

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