Festspielhaus Die Frage nach dem Geld

BONN · Mit verhaltenem Interesse sind die Mitglieder des Kulturausschusses gestern Abend der Präsentation der drei Siegerentwürfe des Wettbewerbs zum Beethoven Festspielhaus gefolgt.

Diskussionsbedarf gab es in dem frisch konstituierten Gremium nicht, Fragen hinsichtlich der Architektur wurden nicht gestellt. Im Bonner Dezernat VI für Stadtentwicklung und Planung gibt es marginale Einwände gegen den Entwurf von David Chipperfield: Der sei einige Meter zu hoch, was die Harmonie mit der Beethovenhalle störe, hieß es.

Da in der obersten Zone des vierstöckigen Baus nur Technik untergebracht sei, die man aber auch woanders platzieren könne, könne das leicht vom Architekten geändert werden. Chipperfield habe das auch zugesagt, hieß es. Der Entwurf des Briten sieht ferner vor die - nicht unter Denkmalschutz stehenden - Anbauten der 90er Jahre an die Beethovenhalle abzureißen.

Beim Entwurf von Kadawittfeld wurde die Idee eines von Neubau und historischer Beethovenhalle gebildeten Musik-Campus' gelobt, bei den "Wellen" von Valentiny unter anderem die Freitreppe zum Rhein.

Zum baurechtlichen Planverfahren so viel: Noch im November soll eine frühzeitige baurechtliche Beteiligung der Öffentlichkeit beschlossen werden, die dann im Dezember erfolgen soll. Das erste und zweite Quartal 2015 soll für die Bearbeitung des Planungsentwurfs genutzt werden.

Kulturdezernent Martin Schumacher formulierte die Anforderungen, die die Stadt an das Festspielhaus hinsichtlich der Funktionalität der Räume stellt, ferner der Möglichkeit, unterschiedliche Veranstaltungsformate zu bieten, und der variablen Gestaltung. "Alle drei Entwürfe erfüllen das Programm", sagte Schumacher. Chipperfield biete als Plus einen Multifunktionsraum für 1500 Besucher, außerdem Hubpodien, die im Konzertsaal Veränderungen für kleinere Veranstaltungen ermöglichen. Beim Entwurf von Kadawittfeld begeisterte sich Schumacher für die "sehr gute Aufenthaltsqualität und die Möglichkeit auch anderer Darbietungsformen". Der Bau folge "der Urform des Theaters, dem Amphitheater".

Tim Achtermeyer von den Grünen zeigte sich schwer genervt von der Präsentation: Man habe sich 25 Minuten Details über die Ästhetik anhören müssen, wobei nicht klar sei, ob das Ganze finanzierbar sei. Stellt sich die Frage: Wo, wenn nicht im Kulturausschuss soll über Ästhetik und Architektur geredet werden?

Man debattierte lieber übers Geld. "Ich hab' ihn gelesen, drei Stunden lang, darf aber nicht darüber sprechen", schwadronierte Jürgen Repschläger von der Linken. Gemeint war der Entwurf für einen Businessplan für den Betrieb des Festspielhauses. Der liegt vor, ist vertraulich und weist laut Schumacher etliche Lücken auf. OB Jürgen Nimptsch hatte gestern den Fraktionsspitzen des Rates ein Brief geschrieben, in dem er Akteneinsicht als "jederzeit möglich" bezeichnete, so lange keine öffentliche Diskussion stattfinde. Nimptsch weiter: "Die Stadt erwartet von den Auftraggebern eine zügige Vorlage des überarbeiteten Summarys des Businessplans, die uns seitens der Auftraggeber auch zugesagt worden ist."

"Wir werden eine externe Expertise einholen, wenn eine endgültige Fassung vorliegt", sagte Schumacher und weiter: "Wir warten schon einige Monate auf den Businessplan." Schumacher will den Plan am 6. November mit der Stiftungsaufsicht der Bezirksregierung Köln diskutieren. Diese mache eine Anerkennung der Betreiberstiftung von der Vorlage eines Betriebs- und Unterhaltungskonzeptes abhängig, steht in einem Sachstandsbericht, den Schumacher gestern vorlegte.

Eine Stiftungsgründung zunächst mit einem symbolischen Kapital von 100.000 oder 200.000 Euro komme nicht infrage. Die Stiftungsgründung ist auch mit ausschlaggebend für die Übertragung des Grundstücks und die "Entsperrung der Bundesmittel" in Höhe von 39 Millionen Euro für die Betreiberstiftung.

Da dreht sich einiges im Kreis. Nächster Bericht: am 25. November im Kulturausschuss.

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