Theater Gerüchteküche in der Brotfabrik Die ironische Leichtigkeit des Seins

Bonn · Wäre er doch bei seinen Kreisen und Dreiecken geblieben. Das wäre er ja gern, aber sie haben ihn einfach nicht gelassen - weder die Frauen noch deren Ehemänner, die Don Juan zum Duell forderten und somit die Zahl der Witwen in Sevilla mehrten. Und das alles nur, weil der Held wider Willen aus Max Frischs 1953 uraufgeführter Komödie - ähnlich wie 40 Jahre später Fräulein Smilla aus Peter Peter Høegs Roman - die Klarheit der Zahlen den unklaren menschlichen Gefühlen vorzieht.

 Er schickt Don Juan zur Hölle: Der Komtur von Sevilla (Eric Feldges).

Er schickt Don Juan zur Hölle: Der Komtur von Sevilla (Eric Feldges).

Foto: Felix Anselm

Die Bonner Theatergruppe Gerüchteküche, vor dreizehn Jahren als Studentengruppe gegründet und seit 2013 als eingetragener Verein unterwegs, hat jetzt - nach Aufführungen im Kult 41, bei der Evangelischen Studentengemeinde und in der Beueler Tapetenfabrik - mit "Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie" ihr Debüt in der Brotfabrik gefeiert.

Gefeiert darf man mit Fug und Recht sagen, denn die Inszenierung von Peter Berger wird der ironischen Leichtigkeit des Seins in Frischs Vorlage spielend gerecht. Mit einem mathematisch-klaren, vorwiegend schwarz-weißen Bühnendesign und mit einer gekonnten Melange aus spanischer Tradition wie sie dem künftigen Schwiegersohn des Komturs von Sevilla zukommt und zeitgemäßem Ausdruck in Bild und Sprache. Von den "Blurred Lines" am Vorabend der Hochzeit bis zur vermeintlichen Höllenfahrt.

Doch Frisch wäre nicht Frisch gewesen, ginge es nicht um mehr. Wie Stiller aus dem gleichnamigen Roman (1954) entzieht sich auch Don Juan jedem Versuch, ihn zu deuten und zu binden; zunächst sogar mit Erfolg. Diese Tiefe auszuloten, gelingt Felix Toyka auf beeindruckende Weise. Man muss seinen Don Juan nicht mögen, denn er ist ein Egozentriker vor dem Herrn. Aber niemand soll behaupten, er wäre nicht schon mal versucht gewesen, sich aus seinen festgelegten Rollen zu stehlen...

Auch Samstagabend, 19.30 Uhr: Karten unter (0228) 42 13 10.

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