Interview mit Mariele Millowitsch „Die Kölner sind gar nicht so promiverrückt“

Interview | Bonn · Die Schauspielerin Mariele Millo­witsch spricht im Interview über ihre Krimireihe „Marie Brand“, was die namensgebende Ermittlerin eigentlich mit Angela Merkel zu tun hat und wie viel sie von ihrem berühmten Vater gelernt hat.

 „Marie Brand hat einen unterschwelligen Humor, den ich sehr gut finde“, sagt Schauspielerin Mariele Millowitsch über ihre Rolle der Ermittlerin.

„Marie Brand hat einen unterschwelligen Humor, den ich sehr gut finde“, sagt Schauspielerin Mariele Millowitsch über ihre Rolle der Ermittlerin.

Foto: picture alliance/dpa/Marius Becker

Sie ist die vielleicht klügste Ermittlerin im deutschen Fernsehen: Marie Brand, dargestellt von Mariele ­­Millowitsch, beeindruckt ihren Kollegen Simmel (Hinnerk Schönemann) und den Zuschauer immer wieder mit ihren herausragenden analytischen Fähigkeiten. Im Krimi „Marie Brand und der entsorgte Mann“ (18.5., ZDF) muss die Kölner Kommissarin den Mord an einem Mann aufklären, dessen Leiche in einer Müllentsorgungsanlage gefunden wird. Ob Mariele Millowitsch gerne mit Marie Brandt befreundet wäre? Darüber und über ihren prominenten Vater sprach Martin Weber mit der Schauspielerin.

Frau Millowitsch, seit 2008 spielen Sie die Kommissarin Marie Brand. Mögen Sie diese Frau?

Überhaupt nicht (lacht). Aber im Ernst: Natürlich mag ich sie, weil sie so ruhig und analytisch ist und genau weiß, wie sie etwas in Erfahrung bringen kann, wenn sie etwas wissen will. Sie ist ein Kopfmensch und das mag ich an ihr.

Muss man als Schauspielerin alle Figuren lieben, die man spielt?

Nicht alle, aber genau das macht die Sache ja auch so spannend. Wenn Sie eine Figur in einer Reihe spielen, ist es natürlich ratsam, sie auch zu mögen, man begegnet ihr ja regelmäßig (lacht). Aber ich habe in neunzigminütigen Filmen auch schon Frauen gespielt, bei denen ich gesagt habe: Mit der wäre ich im echten Leben nicht befreundet.

Wären Sie mit Marie Brand befreundet?

Glaube ich schon, ja. Sie hat einen unterschwelligen Humor, den ich sehr gut finde. Ganz ähnlich wie unsere frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel übrigens, die kam manchmal auch ganz lustig um die Ecke. So vom trockenen Humor her ähneln sich Marie Brand und Angela Merkel ziemlich, finde ich.

Marie Brand kann mit beiden Händen schreiben. Haben Sie das auch mal versucht?

Hab ich, aber das Problem bei meiner Schrift ist, dass man die auch dann nicht richtig lesen kann, wenn ich mit rechts schreibe, ich habe eine echte Sauklaue (lacht). Ich bin Rechtshänderin und kann mit links gar nicht schreiben, deshalb werden solche Szenen im Film gefaked, da kommt eine andere Hand zum Einsatz.

Marie Brand und ihr Kollege Simmel, der von Hinnerk Schönemann gespielt wird, gehen durch dick und dünn. Kann man das auch von Herrn Schönemann und Ihnen sagen?

Eigentlich ja. Wir leben ja an weit entfernten Orten, er ist in Mecklenburg-Vorpommern zu Hause und ich in Nordrhein-Westfalen. Aber wir telefonieren häufig, und ich bin mir sehr sicher, wenn es bei einem von uns brennen würde, wäre der andere für ihn da. Klar, jeder von uns hat sein eigenes soziales Netzwerk, aber da ist im Lauf der Jahre schon eine grundlegende Freundschaft entstanden.

Gab es da Anlaufschwierigkeiten oder haben Sie sich auf Anhieb gemocht?

Die Chemie zwischen uns hat gleich gestimmt. Außerdem war von Anfang an gegenseitiger Respekt da, das ist für mich sowieso das allerwichtigste. Hinnerk geht die Arbeit schauspielerisch zwar völlig anders an als ich, aber ich habe sehr viel von ihm gelernt.

Was denn?

Einfach zu spielen und manchmal einfach loszulassen. Das kann ich für die Rolle der Marie Brand zwar weniger gebrauchen, aber das hat mir bei anderen Rollen schon viel geholfen, bei denen ich mich jetzt mehr traue und mir auch mal sage: Sei mal spontan, wegschmeißen kann man das immer noch.

 Zwei, die sich im Fernsehen wie im echten Leben verstehen: Mariele Millowitsch und Hinnerk Schönemann in einer Szene des Krimis „Marie Brand und der entsorgte Mann“.

Zwei, die sich im Fernsehen wie im echten Leben verstehen: Mariele Millowitsch und Hinnerk Schönemann in einer Szene des Krimis „Marie Brand und der entsorgte Mann“.

Foto: ZDF und Guido Engels/Guido Engels

Er ist ein Schauspieler, der gerne mal improvisiert…

Genau, das macht er gerne. Also, er sagt im Großen und Ganzen schon seinen Text, aber manchmal improvisiert er auch ein bisschen und da muss man dann schon sehr genau zuhören. Das war bei meinem Vater auch so, der hatte manchmal Texte drauf, die standen so wirklich nicht im Buch.

Sie sprechen von dem berühmten Volksschauspieler Willy Millowitsch…

Genau, bei Willy mussten wir anderen auch ganz genau zuhören, das habe ich praktisch mit der Muttermilch aufgesogen. Deshalb macht mir die Zusammenarbeit mit Hinnerk auch so einen Spaß, da muss man auch ganz genau zuhören, was er sagt, und dann darauf reagieren.

Was haben Sie von Ihrem Vater gelernt, der ja ein großer Komödiant war?

Vielleicht so ein grundsätzliches Timing. Das habe ich von ihm gelernt, ich war lange ja auch in unserem familieneigenen Theater in Köln. Wobei gelernt wahrscheinlich der falsche Ausdruck ist: Das Gefühl für Timing liegt einem im Blut oder nicht, das kann man nur sehr begrenzt lernen. Ich glaube, da habe ich Glück gehabt, das habe ich mitbekommen.

Marie Brand ermittelt in Ihrer Heimatstadt Köln. Welche Vorteile hat das für Sie?

Alle (lacht). Ich muss mir meine Post nicht nachschicken lassen und kann mich am Wochenende um meinen Hund kümmern, der ist während der Dreharbeiten meistens bei einer Freundin. Hinnerk muss am Wochenende immer Hunderte Kilometer nach Hause fahren, der hat’s da viel schwerer als ich. Er fährt Gott sei Dank sehr gerne Auto, was ich nicht tue.

Der Namen Millowitsch hat gerade in Köln einen legendären Ruf. Wie begegnen Ihnen die Leute?

Sehr angenehm. Die Kölner sind auch gar nicht so promi­verrückt, ich kann mit meiner Freundin Elke Heidenreich ganz normal in einem Café sitzen, das interessiert da keinen. Ich unterhalte mich gern mit den Leuten und brauche manchmal für einen einfachen Einkauf unverhältnismäßig lange, weil ich an jeder Ecke ein Schwätzchen halte.

Sie haben Tiermedizin studiert. Welches ist denn, abgesehen von Ihrem Hund, Ihr Lieblingstier?

Ich mag sie alle und freue mich über jede Maus und jede Spinne, die über die Terrasse rennt. Ich grüße die manchmal sogar freundlich (lacht).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Glanzvoll von Wagner bis Strauss
Das Bundesjugendorchester in der Philharmonie Köln Glanzvoll von Wagner bis Strauss
Zum Thema
Aus dem Ressort
Von wegen Sperrstunde
Premiere von „WunderBar“ im GOP Bonn Von wegen Sperrstunde