Max Moor in der Halle Beuel Die Kunst als Künstler zu überleben

Beuel · "Man muss nicht ins Theater gehen, um vom Theater zu profitieren", sagte Mischa Kuball. Ob kulturelle Institutionen heute überhaupt noch in der Lage seien, identitätsstiftend zu wirken, war eine der Fragen, die Moderator Max Moor mit seinen Gästen zu beantworten versuchte.

 Diskutieren über die Rolle der Kunst und des Künstlers: (v. l.) Luise Voigt, Max Moor und Ina Roß. FOTO: MAX MALSCH

Diskutieren über die Rolle der Kunst und des Künstlers: (v. l.) Luise Voigt, Max Moor und Ina Roß. FOTO: MAX MALSCH

Foto: Max Malsch

Der Kopf der ARD-Sendung "ttt - Titel, Thesen, Temperamente" hatte zur zweiten Ausgabe seiner Podiumsdikussion "Max Moor und die Kunst" eingeladen und neben dem Künstler und Professor für Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien Köln Kuball saßen die Videogestalterin, Musikdesignerin und Kostümbildnerin Luise Voigt sowie die Autorin Ina Roß auf dem Podium der Halle Beuel.

Nach der erfolgreichen Premiere der neuen Gesprächsreihe im September hatte Moderator Moor seine Gäste dieses Mal unter der Überschrift "Die Kunst des Überlebens" in sein mobiles Studio in der Halle Beuel eingeladen.

Und die Frage nach dem Überleben war durchaus in zwei Richtungen gedacht: Es ging neben dem Schicksal der Kunst an sich beziehungsweise der Theaterlandschaft natürlich auch um das Überleben des einzelnen Künstlers. Der lebe allzu oft in prekären Verhältnissen, wenn er nicht bereit sei, sich anzupassen, lautet eine oft ausgesprochene Plattitüde. "Wie überlebe ich als Künstler", heißt das Buch von Ina Roß, mit dem die als Gastdozentin in Indien lebende Autorin jungen Künstlern bei der Selbstvermarktung helfen möchte.

Roß vertritt die Meinung, dass Künstler die Kreativität, die sie bei ihren Arbeiten an den Tag legen, auch für ihre Vermarktung nutzen sollten. "Nur dann wirkt man authentisch", so die Gastdozentin an der "National School of Drama" in Neu Delhi und Dozentin für Kulturmanagement und Selbstmarketing an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Tipps, die vielleicht auch Moderator Moor intuitiv beherzigte: "Als ich das erste Mal 'Nein' sagen konnte, war das ein echter Befreiungsschlag", plauderte der Moderator nach der Diskussion ein wenig aus dem Nähkästchen. "Ich sehe mich zwar nicht in erster Linie als Künstler, aber es war ein wunderbares Gefühl, als ich in der Wiener Theaterszene ein bisschen etabliert und finanziell so unabhängig war, dass ich auch mal einen Auftrag ablehnen konnte.

Das auch im Land der Dichter und Denker immer knapper werdende Geld für kulturelle Leistungen war das andere beherrschende Thema des Abends: Kulturelle Gruppen und Institutionen beklagen zunehmend ihren gesellschaftlichen Bedeutungsverlust und schlittern angesichts schwindender Relevanz in eine tiefe Krise. Ob kulturelle Institutionen heute überhaupt noch in der Lage seien, identitätsstiftend zu wirken, stand für alle jedoch außer Frage: "Kunst lebt von der Dysfunktion", zog Moderator Moor sein Resümee.

Wer die Podiumsdiskussion gestern verpasst hat, kann sie ab Mitte Januar auf www.bundeskunsthalle.de anschauen.

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