Die neue Spielzeit im Beethoven-Haus Die Neunte Sinfonie steht im Fokus

Bonn · Beim Beethoven-Haus kreist in der kommenden Saison alles um den 200. Jahrestag der Uraufführung der neunten Sinfonie. Während der Sommerferien wird die Lüftungsanlage des Kammermusiksaals saniert.

 „Young Star“: Der Gitarrist Raphaël Feuillâtre.

„Young Star“: Der Gitarrist Raphaël Feuillâtre.

Foto: Stefan Höderath/STEFAN HOEDERATH

Natürlich eignet sich der Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses nicht für eine Aufführung der neunten Sinfonie Ludwig van Beethovens. Dennoch wird das ikonische Werk das Programm der kommenden Saison des Hauses prägen, wie kein anderes. Der Grund: Die Sinfonie wird dann Jahre 200 Jahre alt – sie wurde am 7. Mai 1824 in Wien uraufgeführt. „Wir haben im vergangenen Jahr die Neuausgabe der Sinfonie vorgelegt und sehen uns deshalb berufen, zum Jahrestag einen Programmschwerpunkt zu machen“, sagte Beethoven-Haus-Direktor Malte Boecker am Freitag.

Auch ein Kongress ist geplant

Zum Beispiel bei der BTHVN-Woche, die vom 9. bis 11. Mai in Bonn geplant ist und von Beethoven-Haus-Präsident Daniel Hope künstlerisch verantwortet wird, der das detaillierte Programm erst zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben wird. Federführend beteiligt ist das Beethoven-Haus zudem an zwei in Kooperation mit dem WDR geplanten Festkonzerten am 7. und 8. Mai  in der historischen Wuppertaler Stadthalle. Dort führen das Originalklang-Orchester Wiener Akademie und der WDR-Rundfunkchor unter der Leitung von Martin Haselböck eine Rekonstruktion der großen Wiener Akademie vom 7. Mai 1824  auf, in der die Neunte unter Beteiligung des ertaubten Komponisten uraufgeführt worden war. Begleitet wird das Projekt in Bonn durch einen internationalen wissenschaftlichen Kongress.

Im Gesamtprogramm des Beethoven-Hauses finden sich vor allem die humanistischen Ideen der Sinfonie leitmotivisch wieder. Besonders greifbar wird das in der Ausstellung „Bernstein Beethoven“, die ebenfalls im Mai eröffnet wird. Aber auch in der Schau „Ein runde Sache“, in der von Januar bis April in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußballmuseum in Dortmund aus Anlass der anstehenden Europameisterschaft Querverbindungen von Musik und Fußball aufgespürt werden sollen. In dem Zusammenhang erinnerte Boecker daran, dass ja die Europa-Hymne auf Beethovens Neunte zurückgehe.

Start mit einem Liederabend

Das reguläre Konzertprogramm startet am 28. September mit einem Liederabend, der zugleich das Abschlusskonzert des diesjährigen Meisterkurses ist. Geleitet wird er von dem Tenor  Christoph Prégardien, wie die Leiterin des Kammermusiksaales, Julia Kluxen-Ayissi, verriet.  Weitere Abende mit den Gesangsstars Anna Prohaska und Ian Bostridge folgen im weiteren Verlauf der Spielzeit.

Herzstück der Konzertprogramme sind die sechs Kammerkonzerte, die von zwei legendären Quartett-Ensembles eingerahmt werden: Am 13. November reist aus New York das 1947 gegründete Juilliard String Quartet nach Bonn, das nach vielen Jahrzehnten männlicher Dominanz mittlerweile zu Dreivierteln aus weiblichen Streichern besteht. Abgeschlossen wird die Reihe am 8. Juni 2024 mit einem Gastspiel des Gewandhaus-Quartetts. Die Reihe bietet zudem eine Wiederbegegnung mit dem Bonner Stadtschreiber und Autor des großartigen Romans „Beethovn“, Albrecht Selge, der am 19. April 2024 einen Abend mit dem Bratschisten Nils Mönkemeyer und dem Pianisten William Youn verbringt.

Hommage an Joseph Woelfl

Die Reihe der fünf Klavierrecitals bringt die Künstler David Fray, Michael Korstick (der die „Amici Rivali“ Beethoven und Joseph Woelfl aus Anlass des 250. Geburtstags des Letzteren zusammenbringt), Sophie Pacini, Matthias Kirschnereit und das gefeierte niederländische Brüderpaar Lucas und Arthur Jussen nach Bonn. Unter den „Young Stars“, die in sieben Konzerten vorgestellt werden, findet sich unter anderem der hochtalentierte französische Gitarrist Raphaël Feuillâtre (12.11.), der im vergangenen Jahr erst 26-jährig einen Plattenvertrag mit der Deutschen Grammophon abschloss. 

Die von Ursula Timmer-Fontani vorgestellte vierteilige Reihe „Aspekte“ lockt Bonns Jazzfans in der kommenden Saison mit Namen wie Sebastian Sternal, Eyolf Dale  und dem Daniel Garcia Trio. Eröffnet wird sie am 25. Oktober mit einem Auftritt der Sisters in Jazz, ein aus wechselnden Musikerinnen bestehendes Ensemble, das Teil eines internationalen Projekts zur Förderung weiblicher Jazzmusiker ist. Die beliebte Reihe der „Leinwandkonzerte“ wird mit der BBC-Doku „Òrain Beethoven“ des Bonner Gälisch-Experten, Sängers und Musikwissenschaftlers Michael Klevenhaaus sowie mit Stummfilmen der „Kleinen Strolche“ fortgesetzt.

Benefizkonzert für die UNO-Flüchtlingshilfe

In engem Zusammenhang mit dem in Beethovens Neunter formuliertem Humanismus steht das Sonderkonzert zum 50. Todestag des Cellisten Pablo Casals mit Philipp Schupelius (Violoncello) und Robert Neumann (Klavier) am 22. Oktober. Das Benefizkonzert zugunsten der   UNO-Flüchtlingshilfe würdigt den legendären Musiker, der 1958 zwei Konzerte im Beethoven-Haus gab, auch als erklärten Gegner der Franco-Diktatur in seiner spanischen Heimat und als Friedensaktivisten. Spannend dürfte auch das Benefizkonzert zum Tauftag Beethovens am 17. Dezember werden. Da stellen die Schauspielerin Iris Berben und ein siebenköpfiges Musikensemble unter dem Motto „Lebensmelodien“ vergessene jüdische Musik aus Berlin vor. Und zum Todestag des Komponisten am 26. März spielt die Geigerin Liv Migdal unter anderem Musik des deutsch-israelischen Komponisten Paul-Ben Haim sowie die von Beethoven ursprünglich dem afro-eurpäischen Geiger George Polgreen Bridgetower gewidmete „Kreutzer-Sonate“.

Eine Sommerreihe wird es in diesem Jahr nicht geben. Der Grund: Die komplette Lüftungsanlage des Hauses wird während der Ferien aufwendig saniert.

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