Künstlerin Rune Mields Die Schönheit der Präzision
Bonn · Die Galerie Judith Andreae widmet der Künstlerin Rune Mields eine eindrucksvolle Schau zum 80. Geburtstag.
Es ist ein schöner Zufall, dass derzeit in Bonn Hanne Darboven und Rune Mields zeitgleich, wenn auch in verschiedenen Ausstellungen, zu sehen sind. Zwei großartige Künstlerinnen, deren Lebenswerk dem Versuch gewidmet ist, Ordnung in die Dinge, die Zeit und die Welt zu bringen und dafür Zahlensysteme und deren Schönheit als künstlerisches Ausdrucksmittel zu verwenden. Während Hanne Darboven dabei ihr ureigenes System entwickelt und bisweilen geradezu zwanghaft verfolgt hat, greift Rune Mields auf Ordnungssysteme in der Mathematik, der Musik, der Philosophie und den Naturwissenschaften zurück und gestaltet aus ihnen heraus eine neue poetische Sprache.
Anlässlich ihres 80. Geburtstages hat die Galerie Judith Andreae der 1935 in Münster geborenen und seit 1972 in Köln lebenden Künstlerin nun eine Einzelausstellung ausgerichtet, die vier Jahrzehnte konsequenter künstlerischer Arbeit - auch das ist eine Parallele zu Darboven - umfasst.
Die Autodidaktin Mields mit dem Hang zu den Farben Schwarz und Weiß ist fasziniert von abstrakten mathematischen Konzepten und kombiniert diese mit Bildern und Zeichen, die sie sich aus der Kunst, der Musik oder der Poesie entleiht. Das können fünf Krieger sein, die aus Paolo Uccellos berühmter Schlacht von San Romano, um 1440, stammen und nun über fünf großformatige Leinwände bei Rune Mields verteilt sind.
Den Bildgrund der zusammenhängenden Arbeit aus 1986 mit dem Titel "Söhne der Mathematik" bedeckt eine einzige Zahl mit 7.067 Stellen - es ist die im Entstehungsjahr der Bilder längste bekannte Primzahl. Über Uccellos Kriegerfiguren verweist Rune Mields aber auch darauf, dass Primzahlen irgendwann von den Geheimdiensten dieser Welt für den Einsatz in Verschlüsselungssystemen entdeckt wurden und somit ihre theoretische Unschuld als reine Zahlentheorie verloren haben. Es lohnt sich, tief in die Bild- und Gedankenwelt von Rune Mields vorzudringen.
Man wird Zitate aus dem Hohen Lied Salomos oder Bachs "Komm du süße Todesstunde" ebenso finden wie aus der griechischen Vasenmalerei, von Matisse oder der Steinzeitgeometrie. Rune Mields hat einen unnachahmlichen Bilderkosmos geschaffen, der Ratio und Poesie zusammenführt.
Galerie Judith Andreae, Paul-Kemp-Straße 7, bis 26. September. Mi-Fr 15-20, Sa 12-17 Uhr.