Die stete Suche nach Vollendung

Bilder von Max Ackermann in der Bonner Galerie Duo und Gertrud Maria Viegener in der Galerie der Bonner Theatergemeinde

  Gertrud Maria Viegener  in der Theatergemeinde.

Gertrud Maria Viegener in der Theatergemeinde.

Foto: Fischer

Bonn. Die überwältigende Leuchtkraft seines Farbenkosmos durchflutet den Raum. Im Schaufenster der Galerie Duo aufgeklappt liegt die hochaktuelle, Aufsehen erregende Monografie über Max Ackermann (1887-1975) mit dem Titel "Auf der Suche nach dem Ganzen", herausgegeben von Dirk Blübaum (Zeppelin Museum, Friedrichshafen).

Zu sehen ist das konzentrierte, grüblerische Mienenspiel eines bärtigen Künstlers, der sein Malerzelt mitten in der freien Natur errichtet hat.

Naturerlebnis, Sinneseindrücke bilden denn auch die aktivste Antriebsfeder des derzeit hoch im Kurs stehenden Schülers von Henry van der Velde (Weimar), seinerseits Gründungsmitglied des Deutschen Werkbundes.

Mit einer erstklassigen Kollektion von Serigrafien und Originalpastellen aus dem Zeitraum 1945 bis 1975 hat das Godesberger Galeristenpaar Bernd und Harmke Bentler einen eindeutigen "Supergriff" getan. Über dreißig Papierarbeiten sind bereits vor der Vernissage verkauft worden.

Eindeutig kristallisieren sich Ackermanns Themenschwerpunkte heraus: Natur, Musik, die permanent fortentwickelte Kernidee einer im "Kultbau" verkörperten "harmonischen Ganzheit" (Blübaum) sowie religiös fundiertes Gedankengut.

In der mit "Die Suche nach der Vollendung" übertitelten Einzelschau lernt man vor allen Dingen einen Grafiker kennen, der die Technik der Serigrafie (Ackermann schuf innerhalb von sechsunddreißig Jahren ein Konvolut von 217 Serigrafien) vollends ausspielt und perfektioniert.

Exklusiven Rang nimmt dabei eine authentisch anmutende Übersetzung von Pastell in die Drucktechnik ein. Das Medium Farbe betrachtet Ackermann als "Wunderbrunnen" dessen "seelische Ausdruckskraft" unerschöpflich erscheint.

Magisches Ultramarin dominiert etwa in charakteristischen, himmelwärts aufstrebenden Farbtürmen, wo geometrische Figuren und fein schattierte Farbflächen und -sphären ein Reich ausgewogener Korrespondenzen und Farbharmonien formieren.

Galerie Duo, Alte Bahnhofstr. 11; bis Ende Oktober. Mo-Fr 10-19, Sa 10-16 Uhr. Monografie: Max Ackermann, "Auf der Suche nach dem Ganzen", Josef Fink Verlag, 35 Euro

Bonn. Im Gegensatz zu anderen konkreten Künstlern klebt Gertrud Maria Viegener keine Bildpartien ab. "Ich mag die Farbe nicht einsperren", sagt die Siegburgerin.

Im Atelier legt sie Aquarellpapier auf Drehteller, um die Bilder von allen Seiten gleichmäßig zu bemalen. Obwohl Viegener nicht mit mathematischen Berechnungen arbeitet, hält sie Maß, Augenmaß.

Ihr Thema ist eine geometrische Grundform: Das Quadrat. Über das regelmäßige Viereck hat die Künstlerin schon ihre Diplomarbeit geschrieben. Sie nennt es eine "demokratische Form, weil es alles zulässt".

Seit zwölf Jahren experimentiert Viegener mit pigmentarmen Tuschen in Cyan (Hellblau) und Magenta (Purpur). Sie verdichtet Pinselstriche zu Farbübergängen. Ein violettschwarzer Rand führt stufenweise ins Pink.

Rot erwärmt Blau, während eine weiße Lichtlinie einen Spalt breit die Fantasie entzündet: In der Bildmitte glüht ein Lichtraum, umgeben von symmetrischen Farbtransparenzen.

Überraschenderweise nennt Viegener als Inspirationsquelle Käthe Kollwitz - die Grafikerin, die durch ihre Elendsdarstellungen des Großstadtproletariats bekannt wurde.

Kollwitz mit ihrer Thematisierung menschlichen Leids sieht Viegener als ihren Gegenpol: "Ich versuche, eine andere Lösung zu finden. Trotzdem befruchtet das Eine das Andere."

Galerie der Theatergemeinde Bonn, Bonner Talweg 10; bis 2. Dezember. Mo-Do 9-13, 16-18, Fr 9-13

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