Tourauftakt in Köln Tote Hosen erobern das Stadion

Köln · Am Freitagabend haben Die Toten Hosen im Kölner RheinEnergie-Stadion ihren Tourauftakt gespielt. Mit der Feier ihres 40-jährigen Bandjubiläums versetzten die Punks ihre Fans in Euphorie.

 Die Toten Hosen bestehen aus Campino (Andreas Frege, Gesang), Breiti (Andreas Breitkopf, Gitarre), Kuddel (Andreas von Holst, Gitarre), Andi (Andreas Meurer, Bass) und Vom Ritchie (Stephen George Ritchie, Schlagzeug) am 10. Juni im RheinEnergie Stadion.

Die Toten Hosen bestehen aus Campino (Andreas Frege, Gesang), Breiti (Andreas Breitkopf, Gitarre), Kuddel (Andreas von Holst, Gitarre), Andi (Andreas Meurer, Bass) und Vom Ritchie (Stephen George Ritchie, Schlagzeug) am 10. Juni im RheinEnergie Stadion.

Foto: Thomas Brill

Hallo Bielefeld“, so grüßte Campino, Frontmann der Toten Hosen, die 1990 als Vorband für die Rolling Stones auftraten, im damaligen Müngersdorfer Stadion die konsternierten Fans. Zu dieser Zeit nutzten die frechen Punks aus Düsseldorf jede Gelegenheit, die gelebte Städtefeindschaft zwischen Landeshauptstadt und Domstadt zu befeuern. Heute scheint das Kriegsbeil aus spät-pubertärer Phase begraben, denn Köln widerfährt die Ehre, Schauplatz des Starts der Jubiläumstour „Alles aus Liebe – 40 Jahre Die Toten Hosen“ – das Warm-up in der Flens-Arena zählt offenbar nicht - zu sein. Das Heimspiel in der Arena Düsseldorf folgt erst am 24. und 25. Juni. „Es ist das 45. Konzert in Köln, alles dabei, vom Stollwerck bis Stadion“, verkündet Campino stolz und umarmt förmlich das Kölner Publikum.

Die Hosen-Fanbase ist allerdings mittlerweile im deutschsprachigen Raum omnipräsent, so schließt die Jubiläumstour auch Österreich und die Schweiz ein. Ohrenbetäubender Jubel von den 40000 Fans im ausverkauften Stadion brandet auf, als Vom Ritchie (Schlagzeug), Andreas Meurer (Bass), Michael „Breiti“ Breitkopf (Gitarre), Andreas „Kuddel“ von Holst (Gitarre) und Andreas „Campino“ Frege die Bühne, deren kleine Vorbühne auch vergleichsweise nahen Kontakt zu den Fans zulässt, entern. Vor 40 Jahren sind die anfangs musikalisch dilettierenden Jungs, lediglich Schlagzeuger Trini Trimpop war älteren Datums, aus dem gleißenden Neonlicht des Ratinger Hofs herausgetreten, um die B.O.F. genannten langweiligen alten Fürze der Rockmusik von ihren Sockeln zu stoßen. Heute, nach sukzessiver Anpassung an den Mainstream, etwa mit PURistischem Kitsch wie „Tage wie diese“ sind die Toten Hosen selbst zu Ikonen deutscher Popmusik geworden. Ihre minimalistisch konzipierte musikalische Mischung aus geschrubbten Gitarrensounds und eingängigen Refrains sowie reichlich „Oh-ho-hos“, die ausnahmslos mitgröl-fähig sind, bietet die ideale Blaupause zur Identifikation in der Adoleszenz und zur nostalgischen Verklärung in der Ü-50 Altersklasse, aber die jüngere Generation feiert. Viele Alkohol gesättigte Partys gehörten dazu, aber auch politische Appelle wie Campinos Aufruf im Hinblick auf den Ukraine-Krieg, unsere Demokratie gegen Autokraten zu verteidigen, aber es gelte auch den Klimawandel im Blick zu haben und natürlich Flagge gegen Neonazis zu zeigen.

Das Konzert, bestehend aus einem 90-minütigem Hauptteil und mehreren Zugaben mit allem was das Hosen-Oeuvre seit „Opel Gang“ hergibt, dokumentiert nicht nur eindrucksvoll „Das alte Feuer“, der an die Grenzen des physisch Leistbaren gehenden Musiker, sondern versetzt auch die Fans in anhaltende Euphorie. Zwar lässt orange-rote Pyrotechnik vor „Du lebst nur einmal“ den Innenraum optisch wie den Vorhof zur Hölle erscheinen, doch die Fans dürften sich wie im „Paradies“ gefühlt haben. Diese Begeisterung ist für die Hosen gut nachvollziehbar das schönste Geburtstagsgeschenk. Nicht ohne Wehmut erinnert Campino an den Tod des früheren Managers und eigentlichen Hosen-Machers Jochen Hülder 2015 sowie an Voms Vorgänger Wölli Rohde, der 2016 starb. Unbedingtes Zusammengehörigkeitsgefühl ist wohl der solide Sockel der Band und ganz offenbar bleibt man auch über den Tod hinaus eine Tote Hose. Das hymnische „You`ll Never Walk Alone“ zu Konzertende fügt dieser Haltung noch ein musikalisches Ausrufezeichen hinzu.

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