RheinEnergieStadion in Köln Die Toten Hosen machen 40.000 Menschen glücklich

KÖLN · Klarer Sieg nach Menschen. Während die Ärzte vor zwei Wochen "nur" 35.000 Fans ins RheinEnergieStadion zogen, packten die Toten Hosen am Samstagabend noch eben mal 5000 drauf. Hört sich, in solchen Dimensionen gerechnet, nicht nach viel mehr an. Aber 5000 Leute würden ein Palladium glatt sprengen; da passen gerade 4000 rein.

Die Konzeption beider Konzerte, um beim Vergleich zu bleiben, ist ähnlich. Auch bei den Hosen geht es schon spätnachmittags los, auch hier wird ein Top-Triumvirat im Vorprogramm (The Toy Dolls, Thees Uhlmann, Bad Religion) mitgeliefert. Und in beiden Fällen schlägt die Zahl der Zugaben das gängige Maß um Längen.

Mit zwei Bonus-Tracks mögen zwar die Rihannas dieser Welt durchkommen, aber Ärzte- und Hosen-Fans wären bitter enttäuscht. Dazu besteht aber am Samstag im Stadion kein Grund. Serviert wird genau das, was bestellt wurde: Eine Mega-Party. Die dauert ganz locker über zwei Stunden und wartet mit allem auf, was Hosen-Liebhaber glücklich macht.

Im Moment ist das hauptsächlich die letzte, zum 30-jährigen Bestehen der Band erschienene Doppel-CD "Ballast der Republik", die sich nach ihrem Erscheinen im Mai 2012 sechs spektakuläre Wochen lang auf Platz 1 der Charts in Deutschland, Österreich und der Schweiz hielt und die indirekt der Tour der Hosen auch ihren Namen gibt: "Der Krach der Republik".

Auch was das angeht, lassen sich die einstigen Punkrocker, und inzwischen auch für den Mainstream Tauglichen, nichts zuschulden kommen. Selbst an den Orten, die trinkfreudige Menschen bei Konzerten ab und zu aufsuchen müssen, hört man jede Textzeile.

Mit dem Intro "Drei Kreuze", dem Titelstück "Ballast der Republik" und "Altes Fieber" geben die Hosen ihren umjubelten Einstand beim Kölner Auswärtsspiel. Das Schöne daran: Auf bestimmte Dinge kann man sich unbedingt verlassen. Zum Beispiel darauf, dass Campino, der Frontmann der Band, irgendwann blank zieht und seinen nicht nur für einen 50-Jährigen sehr ansehnlichen Oberkörper präsentiert.

Oder dass seine Mitstreiter Andreas "Kuddel" von Holst (Gitarre), Michael "Breiti" Breitkopf (Gitarre), Andreas "Andi" Meurer" (Bass) und Vom Rietchie (Schlagzeug) bei Klassikern wie "Liebesspieler", "Opel-Gang" oder "Hier kommt Alex" gern noch ein Schippchen drauflegen.

Auch das "Steh auf, wenn du am Boden bist"-Sitz-und-Aufspring-Training fürs Publikum fehlt nicht, ebenso wenig wie das Ärzte-Cover "Schrei nach Liebe" oder freche Sprüche von Campino, der den "Bofrost Mann" damit ankündigt, dass "die Leute in Düsseldorf schon längst ausgestorben sind". Dabei leben Düsseldorfer länger. Im Fall dieser Band schon seit 1982.

"Wünsch dir was" wird zur gigantischen Hymne aus Zehntausenden Kehlen, ehe, als letztes Stück vor dem Zugabenteil "Tage wie diese" beschworen werden. Das Lied, das Wochen lang in sämtlichen Radiostationen rauf und runter gespielt wurde, und so wie kein anderes Lied der Hosen, den Augenblick feiert, der nie vergehen möge.

Dazu regnet's rote und weiße Luftschlangen - als nette Reverenz der Düsseldorfer an die Kölner, die bei der Wahl ihrer Lieblingsband so gar keine Berührungsängste haben.

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