Werkhallen in Oberwinter Die Wahrheit des fotografischen Augenblicks
OBERWINTER · Schwer zu glauben, aber die Porträts von Jochen Hein entstehen innerhalb nur weniger Stunden. Dafür, sagt der Maler, müsse er allerdings in der richtigen Verfassung sein. "Ich muss die Klarheit haben, die aus einer unmittelbaren, intensiven Begegnung mit dem Modell entsteht."
Seine Modelle, oft gehören sie zur Familie oder zum Freundeskreis, fotografiert Hein vor einem schwarzen Vorhang in seinem Atelier und arbeitet später nach diesen Fotos. "Den fotografischen Moment, diesen Bruchteil einer Sekunde, nehme ich als Wahrheit. In langwierigen Modellsitzungen würde sich das nur verschleifen."
Mit den Porträts, die Jochen Hein gelingen, trifft der Maler nicht nur im übertragenen Sinne ins Schwarze. Aus dem pechschwarzen Hintergrund lösen sich allein der Kopf und die Hände des Porträtierten und wenden sich dem Betrachter zu.
Eindringlich, skeptisch, herausfordernd, traurig oder abwesend blicken die Menschen aus Jochen Heins Bildern. Weder Farbe, noch Accessoires, Statussymbole oder gemalte Räume lenken von der überwältigenden Präsenz des gezeigten Menschen ab.
Das Gefühl, sich in einer Gegenüberstellung zu befinden, aus der man nicht unbeteiligt zu entkommen vermag, wird durch die ein Meter achtzig hohen Großformate bestärkt. Es gehe ihm um archetypische Dinge, um allgemeingültige Fragen an das Leben, sagt Hein. Letztlich male er sich selbst, aber im Spiegel der anderen. Das sei wesentlich spannender, als das eigene Gesicht zu malen.
Ein Dutzend dieser bemerkenswerten "Selbstporträts" des 53-jährigen Hamburger Malers haben die Galeristen Christine Obermann und Axel Burkhard für die aktuelle Ausstellung in den Werkhallen ausgesucht. In den hohen Räumen der ehemaligen Fabrik können sie sich wunderbar entfalten, ebenso wie die See- und Landschaftsstücke von Hein.
Mit derselben technischen Souveränität wie in seinen Porträts richtet Jochen Hein den Blick auf wilde Brecher, eine fast glatte Meeresoberfläche oder in altmeisterlicher Art auf ein Stück Wiese mit Löwenzahn.
Werkhallen, Hauptstraße 121, Remagen-Oberwinter, bis 19. Juli. Di-Fr 14-19, Sa 12-16 Uhr und nach Vereinbarung.