"Die Wanze" im Lampenlager: eine tierisch komische Aufführung

Theaterpädagogin des Bonner Theaters inszeniert spannenden Insektenkrimi

  13 Rollen:  Felix Breuel in "Die Wanze".

13 Rollen: Felix Breuel in "Die Wanze".

Foto: Lilian Szokody

Bonn. In Dixies Bar unter den Rhabarberblättern ist immer was los. Zwischen den Krabblern und Fliegern genießt Muldoon, Wanze Muldoon!, gern ganz entspannt ein Gläschen Rosentau on the rocks und sinniert über den Lauf der Gartenwelt. Klar, ein Tänzchen mit der flotten Motte wäre auch nicht zu verachten.

Dixie ist zwar ein fetter Mistkäfer, aber in seiner Bar gilt eine schlichte Regel: Was nicht auf der Speisekarte steht, wird auch nicht gefressen.

Die nervöse Stubenfliege Jake ist zuckersüchtig, freilich ein prima Kumpel und stets zur Stelle, wenn's echt brenzlig wird. Wanze Muldoon, eigentlich ein Käfer, ist nämlich Privatdetektiv im Insektenreich. Und da muss irgendwas im Busch sein. Ohrwurm Eddie ist spurlos verschwunden, und kleine Ameisengrüppchen rotten sich heimlich zusammen.

Dabei weiß doch jeder Grashüpfer, dass Ameisen nicht dafür bekannt sind, nach dem Sinn ihrer Arbeit zu fragen. Ameisen auf dem Ego-Trip sind also höchst verdächtig, was dem tapferen Muldoon einen gefährlichen Auftrag beschert, der ihn nach wilden Verfolgungsjagden schließlich mitten ins Wespennest führt.

Yvonne Schwartz, Theaterpädagogin am Theater Bonn, hat den spannenden Insektenkrimi "Die Wanze" von Paul Shipton im Beueler Lampenlager hinreißend witzig inszeniert. Fabelhaft gut verkörpert der zwanzigjährige Felix Breuel, der im vergangenen Jahr bereits als Flo in Schwartz' Youngsters-Produktion "Stones" überzeugte, nicht nur den cleveren Meisterschnüffler, der immer einen coolen Spruch auf dem Saugrüssel hat.

Er spielt auch fast alle anderen Figuren - insgesamt 13, verrät das Programmheft; zum Zählen bleibt angesichts des rasanten Tempos seines Monologs freilich kaum Zeit. Mit putziger Riesenaugen-Maske ist er der flatternde Jake, mit ordensgeschmückter Militärkappe auf dem kahlrasierten Schädel der knallharte Ameisenoberst Krag, mit elegantem rotem Halstuch die mächtige Ameisenqueen (fantasievolle Kostüme: Melanie Kirchberg).

Er lässt virtuos die leicht zurückgebliebenen Regenwurmzwillinge Dex und Dax tanzen, springt tollkühn auf die aus Saftkartons gebaute Theke, schwirrt, hüpft und krabbelt behände durch die pfiffig konstruierte Gartenlandschaft und windet sich aus klebrigen Spinnweben (raffinierte Bühne: Annika Ley).

Zu Wasser, zu Lande (selbst ein skurriles Rad-Fahrzeug kommt zum Einsatz) und in der Luft: Dieser Kampfkäfer ist nicht zu bremsen, wenn's um Recht und Frieden zwischen Rasen, Hecken und Feuchtbiotop geht. Darstellerisch eine Glanzleistung!

Beim brutalen Angriff eines Killerwespen-Geschwaders müsste allerdings selbst ein Bombardierkäfer in Deckung gehen. Die fadenscheinigen Intrigen gemeiner Spinnen sind dagegen beinahe harmlos.

Welche Rolle die reizende Clarissa mit dem weißen Mal auf dem Kopf im turbulenten Finale spielt, muss man schon selbst sehen. Schließlich hat auch ein robust gepanzerter Schnabelkerf empfindliche Fühler. Ein Quantum Trost spendet zur Not eine Mücke auf einem Menschenbein, obwohl Geheimagent Wanze immer noch nicht ganz sicher ist, was in einem Säugetiergehirn eigentlich vorgeht.

Die tierisch komische Aufführung ist jedenfalls ein spielerisch perfektes Vergnügen - atemberaubend und beflügelnd nicht nur für junge Zweibeiner.

Vorstellungsdauer ca. 80 Minuten ohne Pause. Die nächsten Aufführungen am 10., 12., 17. und 19. Juni, jeweils um 20 Uhr, im Lampenlager.

Karten in den GA-Zweigstellen

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort