Die Welt des Heinrich Böll: 27-bändige Kölner Werkausgabe erschienen

Im zweiten Stock der Kölner Stadtbibliothek scheint Heinrich Böll noch lebendig, dort ist sein Arbeitszimmer im Originalzustand wieder aufgebaut worden. Der abgestoßene Schreibtisch, die selbst zusammengezimmerten Beistelltischchen, das Bambusbett mit der Baskenmütze über einem der Pfosten.

Bonn. (dpa) Im zweiten Stock der Kölner Stadtbibliothek scheint Heinrich Böll noch lebendig, dort ist sein Arbeitszimmer im Originalzustand wieder aufgebaut worden. Der abgestoßene Schreibtisch, die selbst zusammengezimmerten Beistelltischchen, das Bambusbett mit der Baskenmütze über einem der Pfosten.

Es sieht so aus, als würde er gleich wieder hereinkommen, husten, wie dies nur ein jahrzehntelanger Raucher tun kann, und dann mit seiner tiefen Stimme sagen: "So, dann woll'n wir mal wieder." Tatsächlich aber ist es so, dass sich kaum jemand in der Stadtbibliothek bis zu Bölls Arbeitszimmer verirrt. 25 Jahre nach seinem Tod ist es still geworden um den Nobelpreisträger. Sehr still.

Doch jetzt ist er wieder Thema, denn die 27-bändige Werkausgabe des Kölner Verlages Kiepenheuer & Witsch ist komplett. Neun Jahre ist daran gearbeitet worden. Die Werkausgabe ist keine Gesamtausgabe; sie enthält zum Beispiel nicht die Briefe des Schriftstellers und andere unveröffentlichte Texte, denn sonst hätte sie noch um ein Vielfaches umfangreicher werden müssen.

"Diese Ausgabe ist der Versuch, nicht nur das gesamte Werk Heinrich Bölls zu präsentieren, sondern vor allem auch seine Entwicklung", erläutert Mitherausgeber Ralf Schnell (67). Mit vielen Kommentaren und ergänzendem Material wird der Weg von den ersten pathetisch-expressiven Gedichten der Vorkriegszeit bis zu den ernüchterten Eindrücken des Spätwerks nachgezeichnet. Essays und Interviews dokumentieren, welche Themen den Autor zu welcher Zeit bewegt haben. "Das Panorama Böll", nennt es Schubert. Eine Taschenbuchversion wird schon vorbereitet.

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